Reform der Schuldenbremse: Unionsvorstoß für Sondervermögen

Die Union sucht nach Lösungen und stößt auf die Idee von Sondervermögen als mögliche Antwort. Doch wird dieser Schachzug eine nachhaltige Lösung bringen?

Die drängendste Frage in den Sondierungsgesprächen zwischen Union und SPD diese Woche dreht sich um die Finanzierung großer zukünftiger Aufgaben. Die Herausforderungen sind immens, von internationalen Angelegenheiten bis hin zur Stärkung der Wirtschaft und Infrastruktur im Inland. Dies erfordert hunderte Milliarden Euro. Eine Reform der Schuldenbremse bleibt daher die vielversprechendste Lösung.

Die Einführung der Schuldenbremse im Grundgesetz im Jahr 2011 war ein wichtiger Schritt, um die Staatsfinanzen zu stabilisieren. Doch in Zeiten von Finanzkrisen, der Coronapandemie und dem Klimawandel musste die Bremse immer wieder gelockert werden. Die aktuelle Form scheint daher nicht mehr zeitgemäß zu sein und ruft nach einer Reform.

Die Idee, die Schuldenbremse zu reformieren, stößt auf Zustimmung bei der Linkspartei. Die Union zögert jedoch und versucht stattdessen, ein Sondervermögen für Verteidigung einzurichten. Dies wird als durchsichtiges Manöver kritisiert, da die Union nach wie vor keine Zusammenarbeit mit der Linken in Betracht zieht.

Sondervermögen sind letztendlich auch nur Schulden und auf spezifische Zwecke beschränkt. Eine Reform der Schuldenbremse würde es dem Staat ermöglichen, flexibler auf innen- und außenpolitische Herausforderungen zu reagieren. Solange keine Einigung erzielt wird, kann die geltende Schuldenbremse vorübergehend ausgesetzt werden, um beispielsweise die Ukraine zu unterstützen.

Es ist wichtig, dass die Sozialdemokraten die Scheinheiligkeit der Union nicht hinnehmen. Die Zukunft des Staates erfordert eine umfassende Reform der Schuldenbremse, um auf unvorhergesehene Situationen vorbereitet zu sein.

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Als Leiterin des Parlamentsbüros der taz liegt Anna Lehmann der Schwerpunkt auf der SPD, dem Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Mit ihrem tiefen Einblick in die politische Landschaft kommentiert sie aktuelle Ereignisse und Entwicklungen kritisch und fundiert.

Nach dem Eklat im Oval Office und den erschütternden Ereignissen in der internationalen Politik stellt sich die Frage: Wohin steuert Europa? Als fragmentierter Akteur muss Europa seine Widersprüche überwinden, um eine starke und einheitliche Rolle in der Welt zu spielen.