Der Rückgang von Wolfsangriffen in Sachsen: Ursachen und Auswirkungen
Nach Jahren des anhaltenden Anstiegs ist die Zahl der getöteten Weidetiere in Sachsen deutlich gesunken. Im Jahr 2024 gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Schadensfälle von 275 auf 210, wie aus Daten der Fachstelle Wolf beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) hervorgeht. Schafe waren dabei mit Abstand am häufigsten betroffen, gefolgt von Ziegen, Rindern, Damwild und sogar einer Katze. Die Gesamtzahl der geschädigten Tiere ging auf etwa 820 zurück, wovon rund 600 getötet wurden.
Vor Jahren des kontinuierlichen Anstiegs waren die jährlichen Schadensmeldungen im Einklang mit der zunehmenden Verbreitung der Wölfe gestiegen. Ein genauer Grund für den Rückgang im Jahr 2024 ist schwer zu bestimmen, aber möglicherweise sind Anpassungen beim Herdenschutz in besonders betroffenen Regionen ein entscheidender Faktor. In den Jahren 2022 und 2023 gab es Hot-Spot-Regionen in den Landkreisen Bautzen und Görlitz, wo die Anzahl der Schadensfälle aufgrund von erhöhten elektrifizierten Weidezäunen zurückging.
Die meisten Wolfsrisse wurden im September (etwa 35 Fälle) und im Oktober (etwa 50 Fälle) verzeichnet. Zu dieser Zeit steigt laut Landesamt erfahrungsgemäß die Anzahl der Wolfsrisse aufgrund des erhöhten Nahrungsbedarfs der Wolfswelpen, die etwa drei Monate alt sind. Das Wild ist zu dieser Jahreszeit fit und gut genährt, was die Weidetiere zu einer leichteren Beute macht.
Der Verein Wildtierschutz Deutschland lehnt den Abschuss von Wölfen ab und betont, dass ein Zusammenleben von Wolf und Weidetieren nur durch einen guten Herdenschutz möglich ist. Jagd könne diesen nicht ersetzen. In den drei wolfsreichsten Bundesländern Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen wachse der Bestand an Wölfen insgesamt nur langsam, was zeigt, dass der Schutz der Tiere nicht zu einer übermäßigen Vermehrung führt.
Die EU-Kommission hat kürzlich vorgeschlagen, Wölfe unter “strengen” und nicht mehr “sehr strengen” Schutz zu stellen, was ein schärferes Vorgehen gegen die Tiere ermöglichen würde. Dieser Vorschlag muss jedoch noch vom EU-Parlament und den Mitgliedstaaten genehmigt werden. Der Deutsche Jagdverband unterstützt diese Pläne, da ein aktives Management bei der zunehmenden Verbreitung des Wolfes von entscheidender Bedeutung ist, um Schäden an Nutztieren zu minimieren.
Der ganzheitliche Blick auf den Artenschutz ist unerlässlich, da gerade Kleinstzüchter durch die steigende Wolfspopulation vor große Herausforderungen gestellt werden. Viele Schäfer fühlen sich mit ihren Problemen alleingelassen und geben auf, was nicht nur ihre Existenz bedroht, sondern auch negative Auswirkungen auf den Artenschutz haben könnte. Es ist wichtig, die Belange der Weidetierhalter ernst zu nehmen, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Schutz des Wolfes und dem Schutz der Weidetiere zu gewährleisten.
Insgesamt zeigt der Rückgang von Wolfsangriffen in Sachsen, dass eine Kombination aus verbessertem Herdenschutz und einem ganzheitlichen Managementansatz entscheidend ist, um Konflikte zwischen Mensch und Wolf zu minimieren und das Gleichgewicht in der Natur zu bewahren.