Warum der Rhein trotz Dauerfrost nicht mehr zufriert
Ein verschollenes Phänomen
Es war ein Anblick, den die Bewohner entlang des Rheins vor fast 60 Jahren nicht vergessen konnten. Der Winter 1963 brachte Temperaturen von fast -20 Grad und fast zehn Wochen Dauerfrost. Seen, Weiher und Tümpel waren bis zum Grund gefroren, während Eisschollen langsam auf dem Rhein zu treiben begannen. Doch seitdem ist etwas Seltsames passiert – der Rhein friert einfach nicht mehr zu, selbst nach langen Frostperioden. Warum ist das so?
Ursachen für das Ausbleiben des Eises
Bis etwa 1975 spielten warme Abwässer von Fabriken und Kraftwerken entlang des Flusses eine große Rolle beim Verhindern einer Eisdecke. Ebenso trug der steigende Salzgehalt des Rheins durch das Abwasser des Kalibergbaus in Lothringen dazu bei. Doch diese Faktoren sind heute nicht mehr die Hauptursachen. Die Temperatur des Flusses ist im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um fast zehn Grad gestiegen, und Maßnahmen im Wasserbau seit den Fünfzigerjahren haben die Fließgeschwindigkeit des Rheins erhöht. Je schneller der Fluss fließt, desto unwahrscheinlicher ist die Bildung von Eisschollen, die eine geschlossene Eisdecke verursachen.
Eine verlorene Tradition
An diesen Tagen vor fast 75 Jahren strömten die Menschen an die Ufer des Rheins, um das ungewohnte Phänomen des zugefrorenen Flusses zu bestaunen. Während sich damals Pfade und Gassen über das Eis bildeten, ist es heute eine Seltenheit, den Rhein zu überqueren, wenn er nicht gerade über die Ufer getreten ist. Winter wie 1954 brachten noch einmal starken Eisgang, aber seitdem ist das Bild eines zugefrorenen Rheins in Vergessenheit geraten.
Ein veränderter Fluss
Die Geschichte des Rheins und seiner Eisdecken ist geprägt von Veränderungen. Früher, bevor der Fluss reguliert und umgestaltet wurde, kam es zu regelmäßigem Eisgang, der den Verkehr behinderte. Heutzutage sind solche Ereignisse nur noch Erinnerungen an vergangene Zeiten. Es bleibt zu sehen, ob der Rhein jemals wieder eine geschlossene Eisdecke präsentieren wird, oder ob es nur noch ein Mythos aus einer längst vergangenen Zeit bleibt.