Überlebender des Holocaust warnt vor möglicher Rückkehr der Schrecken
Ein Leben gezeichnet von Schrecken und Überlebenskampf
Alexej Heistver, ein 84-jähriger Überlebender des Holocausts, warnt eindringlich vor einer möglichen Rückkehr der Schrecken, die er als Kind erlebt hat. Heistver und seine Frau Valentina Dubkova leben seit 25 Jahren in Wismar und haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich.
Als Kind im litauischen Kaunas geboren, wurde Heistver 1944 Opfer der schrecklichen Experimente eines Nazi-Arztes, der ihm das Gaumenzäpfchen herausschnitt. Der Antisemitismus raubte ihm nach Kriegsende seine Familie. Heute, als studierter Historiker, warnt er vor den Entwicklungen in Deutschland, Russland und Osteuropa.
Der Albtraum in Kaunas und die rettende Hand
Nachdem die Wehrmacht 1941 in Kaunas einmarschierte, fielen tausende Juden einem grausamen Pogrom zum Opfer. Heistver und viele andere wurden in ein Ghetto getrieben, wo die Nazis und einheimische Nationalisten fast 40.000 Juden ermordeten.
Heistver selbst entkam knapp dem Todesurteil, als ein deutscher Offizier Kinder aus dem Ghetto zurückbrachte, um sie für Experimente zu nutzen. Mit Hilfe russischer Putzfrauen, die sich um die Kinder kümmerten, gelang Heistver schließlich die Flucht aus der Todeszone.
Ein Leben gezeichnet von Leid und Verlust
Nach dem Krieg wurde Heistver von einem jüdischen Offizier adoptiert, der versuchte, ihm seine verlorene Stimme zurückzugeben. Doch die Traumata der Vergangenheit begleiteten ihn sein Leben lang, und die Angst vor Ärzten wurde zu einem ständigen Begleiter.
Der Verlust seiner beiden Söhne durch Antisemitismus in Moldau zwang die Familie, nach Deutschland zu fliehen, wo sie in Wismar Zuflucht fanden. Trotz der schmerzhaften Erinnerungen engagiert sich Heistver weiterhin aktiv in der Erinnerungsarbeit und warnt vor einer möglichen Wiederholung der Schrecken.
Die Bedeutung der Erinnerung und Mahnung für die Zukunft
Heistver gründete den Verein “Phoenix aus der Asche”, um an die Schrecken des Holocausts zu erinnern und die Unmenschlichkeit der Nazis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Durch Projekte mit Schülern und Zeitzeugen möchte er sicherstellen, dass die Geschichte nicht verdrängt wird.
Trotz finanzieller Schwierigkeiten steht der Verein vor dem Aus, da die Mitglieder langsam sterben. Heistver betont die Dringlichkeit, die Erinnerungen wachzuhalten, um eine mögliche Rückkehr der Schrecken zu verhindern. Seine bewegende Geschichte und sein unermüdlicher Einsatz dienen als Mahnung für die Zukunft.