Kritik am SED-Staat in der DDR-Moderne: Ohne Parolen

In einem Potsdamer Museum wird derzeit eine faszinierende Ausstellung mit Gemälden der DDR-Moderne präsentiert. Zwischen den Plattenbauten und den mauen Farben der Kunstwerke verbirgt sich eine Welt voller Widersprüche und Dissidenz gegen die Malerfürsten jener Zeit.

Die Kunst der DDR, die lange Zeit im Schatten stand, bietet den Besuchern der Ausstellung “Im Dialog” im Gegenwartsmuseum Das Minsk eine einzigartige Gelegenheit, Neues zu entdecken. Die gegenständliche Malerei dominierte in der DDR, obwohl auch abstrakte Werke nicht verboten waren. Werke von renommierten Künstlern wie Arno Rink, der lange Jahre die Leipziger Kunsthochschule leitete und Professor von Neo Rauch war, ziehen die Besucher mit ihrer präzisen Seltsamkeit in den Bann.

Ein Beispiel hierfür ist Rinks Gemälde “Portrait Henry Schumann” aus dem Jahr 1968. Das Werk erinnert an die Neue Sachlichkeit der 1920er-Jahre und zeigt einen Kunsthistoriker, der mit fruchtigroten Lippen und einer randlosen Brille den Betrachter durchdringend anschaut. Henry Schumann, der Namensgeber der Ausstellung, spielte eine wichtige Rolle in der DDR-Kunstszene und veröffentlichte 1976 das Buch “Ateliergespräche”, in dem er zwanzig Unterhaltungen mit Künstlern der DDR zusammenstellte.

Einer dieser Künstler war Peter Herrmann, dessen Gemälde “Spaziergang in Pillnitz” einen düsteren Blick auf die Realität der DDR bietet. Menschen in dunklen Kleidern mit schwarzen Regenschirmen vor dem Gewächshaus des Schlosses Pillnitz vermitteln eine beklemmende Atmosphäre. Die mauen Farben und die melancholische Darstellung der tropischen Pflanzen spiegeln die Tristesse des realsozialistischen Lebens wider.

Die Ausstellung zeigt insgesamt fünfzig Werke aus der Sammlung von Hasso Plattner, der bedauert, dass DDR-Kunst immer noch zu selten in den Museen zu sehen ist. Plattner, ein Sammler von interessanten Kunstwerken, erwarb beispielsweise das Gemälde “Landschaft mit Kühen” von Peter Herrmann, das die Ambivalenz zwischen Moderne, Fortschritt und Tristesse des sozialistischen Lebens einfängt.

Ein weiteres beeindruckendes Werk in der Ausstellung stammt von Ruth Wolf-Rehfeldt aus dem Jahr 1973. Ihr abstraktes Gemälde “In sich gefangen” zeigt die kreative Austauschkultur der DDR-Künstler, die aufgrund von Reisebeschränkungen über Mail Art kommunizierten. Trotz der Einschränkungen des sozialistischen Regimes schufen Künstler wie Werner Tübke faszinierende Werke, die bis heute bewundernswert sind.

Die Publikation der Künstlergespräche von Henry Schumann im Jahr 1976 fiel in eine Zeit des Umbruchs in der DDR-Kultur. Während einige Künstler wie Bernhard Heisig, Willi Sitte und Werner Tübke zur Documenta 6 eingeladen wurden, wurden andere wie der Liedermacher Wolf Biermann ausgebürgert. Prominente Künstler und Autoren, darunter Gabriele Stötzer, setzten sich für Biermann ein und gerieten dadurch selbst ins Visier des Regimes.

Die unerschrockene Gabriele Stötzer, die nach ihrer Haft keine öffentliche Anerkennung erhielt, schuf feministische Kunstwerke und dokumentierte das Leben von Punks und Transvestiten in der DDR. Ihre Werke stehen im Kontrast zu den ideologisch geprägten Gemälden von Künstlern wie Willi Sitte, der 1972 die Kommunistin Angela Davis als Ikone des Sozialismus darstellte.

Die Ausstellung “Im Dialog” im Gegenwartsmuseum Das Minsk in Potsdam bietet den Besuchern einen einzigartigen Einblick in die vielschichtige Welt der DDR-Kunst. Die Werke von Künstlern wie Arno Rink, Peter Herrmann, und Gabriele Stötzer zeugen von einer Zeit des künstlerischen Aufbruchs und politischen Widerstands in der DDR. Besuchen Sie die Ausstellung und tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der DDR-Moderne.