Düsseldorf: Ein Taubenhaus der Rheinbahn – Schutz für Mensch und Tier
In vielen Städten gelten Stadttauben als Plage, da sie mit ihren Hinterlassenschaften für eine starke Verschmutzung sorgen. Auch die Rheinbahn war von diesem Problem betroffen, insbesondere in den Hallen des Betriebshofs in Lierenfeld, wo zahlreiche Tauben ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Diese Situation stellte nicht nur ein hygienisches Problem für die Mitarbeitenden dar, sondern verursachte auch Ärger aufgrund der Fahrzeugverunreinigung.
Die Rheinbahn suchte nach einer Lösung, die sowohl den Menschen, den Fahrzeugen als auch den Tauben gerecht werden sollte. Nach intensiven Gesprächen mit den Verantwortlichen der Rheinbahn-Werkstätten, dem Betriebsrat, dem langjährigen Rheinbahn-Mitarbeiter Heiko Goebel, der über 50 Jahre Erfahrung mit Brieftauben gesammelt hat, sowie dem Düsseldorfer Tierschutzverein, wurde beschlossen, das Taubenproblem nach dem sogenannten „Augsburger Modell“ anzugehen.
Das “Augsburger Modell” zielt darauf ab, den Bedürfnissen der Tauben in den Gebäuden gerecht zu werden, in denen sie vor allem Nist- und Ruheplätze sowie Schutz vor Fressfeinden suchen. Daher wurde ein Taubenhaus errichtet, das regelmäßig Futter und Wasser bereitstellt, um den Tauben den Drang zu nehmen, andere Gebäude aufzusuchen. Das massive Holzhaus am Rand des Betriebshofgeländes der Rheinbahn in Lierenfeld bietet Platz für mehr als 100 Tauben.
Die Inneneinrichtung des Taubenhauses besteht aus Bruthöhlen und Sitzplätzen, unter denen durch Motoren angetriebene Kotbänder verlaufen. Diese sorgen täglich für eine rückstandsfreie Beseitigung des Taubenkots. Der Strom für die Motoren wird durch eine auf dem Dach montierte Photovoltaik-Anlage erzeugt. Zusätzlich zum Futter erhalten die Tauben Mineralien und kleine Steine, die sie im Magen benötigen, um die Nahrung zu verarbeiten.
Der Umzug der Tauben in das Taubenhaus erfolgt durch das Einfangen in den Werks- und Abstellhallen mittels Lebendfallen. Dort werden die Tauben für etwa drei Monate eingeschlossen, um sich einzuleben und mit dem Nestbau zu beginnen. Ein großer Eingewöhnungskäfig am Taubenhaus ermöglicht es den Tauben, ihr neues Zuhause kennenzulernen und Licht, Luft und Sonne zu genießen. Sobald sich die Tauben an das Taubenhaus gewöhnt haben, beginnen sie mit dem Brüten. Die gelegten Eier werden durch Attrappen ausgetauscht, um die Vermehrung zu begrenzen.
Einmal an das Taubenhaus gewöhnt, kehren die Tauben immer wieder dorthin zurück und werden von tierlieben Rheinbahn-Mitarbeitenden ehrenamtlich versorgt. Die Vorstellung des neuen Taubenhauses wurde von Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz mit großer Zufriedenheit begrüßt. Er betonte die nachhaltige Lösung zur Vermeidung von Verschmutzungen durch Stadttauben und lobte das Taubenhaus als beispielhaft für den Tierschutz.
Auch Monika Piasetzky, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Düsseldorf, zeigte sich begeistert über das Engagement und die durchdachte Ausführung des Taubenhauses. Sie betonte die zukunftsweisende Lösung der Rheinbahn, um den Konflikt zwischen Mensch und Stadttaube im Umfeld des Betriebshofs Lierenfeld zu lösen. Der Tierschutzverein unterstützt die Maßnahme und steht bereit, falls einer Taube gesundheitlich etwas fehlen sollte.
Das Taubenhaus inklusive der PV-Anlage für die autonome Stromversorgung hat knapp 50.000 Euro gekostet. Richarz betonte, dass dies eine gut investierte Summe sei, da die Reinigungskosten in den Hallen und die Folgeschäden langfristig teurer wären. Man hofft, dass das Rheinbahn-Taubenhaus auch als Vorbild für andere Unternehmen dienen kann, um ähnliche Konflikte nachhaltig zu lösen.
Die Errichtung des Taubenhauses der Rheinbahn in Düsseldorf markiert einen bedeutenden Schritt im Schutz von Mensch und Tier vor den Auswirkungen der Stadttaubenplage. Durch eine gelungene Kombination aus Tierwohl, Umweltschutz und praktischer Lösungsfindung setzt die Rheinbahn ein positives Beispiel für andere Unternehmen und Organisationen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.