Deutschlands Fitness-Boom: Zahlen und Trends

Im Januar strömen viele Deutsche die Fitnessstudios. 1,3 Millionen Menschen trainieren hierzulande. Die Branche verdient Milliarden – doch das Vor-Corona-Niveau wurde vielerorts nicht mehr erreicht, wie die Statistiken zeigen.

Der Fitness-Boom in Zahlen

Kaum eine Branche boomt zum Jahresanfang so wie Fitnessstudios: Gänsebraten, Lebkuchen und Raclettekäse wollen wieder abtrainiert werden – zumindest ist der Vorsatz im Januar bei vielen vorhanden. 11,3 Millionen Menschen trainieren laut den neuesten Zahlen der Fitnesswirtschaft in deutschen Fitnessstudios – wobei: Sie sind zumindest in einem angemeldet, ob sie tatsächlich trainieren, ist eine andere Frage. Erhoben werden die Daten einmal jährlich vom Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV), und sie zeigen, dass die Mitgliederzahl damit immer noch unter dem Wert vor der Corona-Pandemie liegt, als knapp 11,7 Millionen Menschen in einem deutschen Fitnessstudio angemeldet waren.

Eine tiefergehende Analyse

Auch wenn die Zahl der Trainingseinheiten in den ersten Januartagen überdurchschnittlich hoch sein dürfte, nutzen Mitglieder die Studios im Jahresschnitt lediglich 1,1-mal pro Woche. Jeder Besuch kostet damit rechnerisch mehr als zehn Euro. Schließlich zahlen die Mitglieder für ihre viereinhalb Besuche pro Monat im Schnitt 45,90 Euro Mitgliedsbeitrag. Dieser Wert liegt kaum höher als 2016, damals kostete die Mitgliedschaft durchschnittlich 44,80 Euro pro Monat. Allerdings war der Durchschnittsbeitrag in den Jahren zwischen 2016 und 2021 sogar leicht gesunken, am günstigsten war das Trainieren in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 mit nur 42,10 Euro. 2023 haben 60 Prozent aller Studios die Beiträge für ihre Mitglieder erhöht. Es gab jedoch auch wieder zahlreiche Rabattaktionen, sodass die tatsächlich gezahlten Beiträge im Durchschnitt sieben Prozent unter den eigentlich von den Betreibern angegebenen Listenpreisen liegen. Gerade jetzt zum Jahresanfang kann es sich daher lohnen, auf Angebote zu achten.

Ein Blick in die Zukunft

Die Coronakrise hatte auch dazu geführt, dass die Zahl der Fitnessstudios in Deutschland deutlich zurückgegangen war. Sie liegt mit 9111 Studios noch immer deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie. Die Studios sind zudem leicht geschrumpft. Sie sind im Schnitt noch 1119 Quadratmeter groß und damit zwei Prozent kleiner als im Vorjahr. Die Fläche teilen sich durchschnittlich 1240 Mitglieder pro Studio. Dieser Wert ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, 2021 waren es nur 976 Mitglieder pro Studio. Inzwischen ist es also sogar voller als vor der Coronazeit: 2019 lag die durchschnittliche Mitgliederzahl mit 1206 unter dem aktuellen Wert.

Pro Studio liegt der Umsatz damit bei knapp 600.000 Euro, insgesamt setzte die Branche 2023 rund 5,44 Milliarden Euro um. Der größte Teil stammt mit 4,89 Milliarden Euro aus den Beiträgen der Mitglieder. Doch auch die Zusatzeinnahmen steigen seit Jahren und erreichten mit 550 Millionen Euro einen neuen Höchststand. Diese Zusatzeinnahmen entstehen beispielsweise durch den Betrieb von Solarien und Restaurants oder den Verkauf von Produkten wie Fitnessdrinks oder Proteinpulvern.

Expertenmeinung

Dominiert wird der Fitnessstudio-Markt in Deutschland durch die großen Ketten. Vorne liegt mit 1,35 Millionen Mitgliedern laut einer Auswertung der Unternehmensberatung Deloitte die RSG Group, die vor allem für die McFit-Studios bekannt ist, es folgen FitX (993.000 Mitglieder) und Clever Fit (834.000). Wie viele Mitglieder auch in der zweiten Januarhälfte noch regelmäßig an ihren Neujahrsvorsätzen arbeiten oder schon wieder zu passiven Fördermitgliedern ihrer Studios geworden sind, wird leider nicht erfasst. Philipp Vetter ist Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er berichtet über das Bundeswirtschaftsministerium, Wirtschaftspolitik, Energiepolitik, Verkehrspolitik, Mobilität und die Deutsche Bahn.