Angela Merkel: Die fröhliche Kanzlerin beim Ständehaus-Treff
Die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel zeigt sich beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf von ihrer fröhlichen und angriffslustigen Seite. In einem Abend voller Unterhaltung mit über 400 geladenen Gästen, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur, tritt sie als Alt-Kanzlerin und Buchautorin auf. RP-Chefredakteur Moritz Döbler moderiert das Event, das mittlerweile zum 101. Mal stattfindet.
Merkel reist aufgrund des Verdi-Streiks, der den Flugverkehr in Deutschland lahmlegt, mit der Bahn nach Düsseldorf. Pünktlich um 18 Uhr begrüßt sie Döbler vor einem hochkarätigen Publikum. Merkel ist keine Unbekannte bei dieser Veranstaltung, war sie doch bereits vier Mal zuvor in verschiedenen Funktionen anwesend. Nun, als Alt-Kanzlerin, erweckt sie weiterhin großes Interesse, da sie nun freier sprechen kann als während ihrer Amtszeit.
Die Politikerin äußert sich optimistisch über die kommende Bundesregierung, betont jedoch die Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Verteidigungsausgaben und der Migration. Merkel hebt hervor, dass die illegale Zuwanderung ein europäisches Problem ist, das in Zusammenarbeit mit den Nachbarländern angegangen werden muss. Sie betont die Bedeutung der Bekämpfung von Armut und Rückständigkeit in den Herkunftsländern als langfristige Lösung.
In Bezug auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump äußert sich Merkel differenziert. Sie betont seine Fähigkeiten, sich auf bestimmte Gruppen in den USA zu konzentrieren, die zuvor vernachlässigt wurden. Dennoch sieht sie kritisch, dass Politik nicht immer nach dem Prinzip des Immobilienhandels funktioniert. Merkel erinnert an Begegnungen mit Trump, bei denen seine Inszenierung und Selbstinszenierung im Mittelpunkt standen.
Ein weiterer kontroverser Politiker, Wladimir Putin, wird von Merkel als Verletzer des Völkerrechts und der europäischen Nachkriegsordnung kritisiert. Dennoch plädiert sie für eine diplomatische Lösung des Konflikts in der Ukraine und betont die Bedeutung einer souveränen Zukunft für das Land. Merkel zeigt sich als Befürworterin von Verhandlungslösungen und einer Einigung zwischen verschiedenen Positionen.
In persönlichen Anekdoten plaudert Merkel über ihre politischen Erfahrungen, darunter gescheiterte Versuche zur Reform im Gesundheitswesen und Diskussionen mit politischen Gegnern. Sie reflektiert über die mangelnde Flexibilität der Westdeutschen im Vergleich zu ihrer eigenen ostdeutschen Identität und die Veränderungen seit der Wiedervereinigung. Trotz gelegentlicher Frustration betont sie ihre Freude, eine fröhliche Bundeskanzlerin für alle Deutschen sein zu wollen.
Merkel gibt zu verstehen, dass ihre aktive politische Zeit vorbei ist, aber sie sich weiterhin engagieren möchte, möglicherweise mit einer Stiftung zur Förderung der Demokratie bei Jugendlichen. Ihr Rückblick auf ihre Regierungszeit wirft Fragen auf, ob Entscheidungen wie die Erhöhung der Verteidigungsausgaben schnell genug getroffen wurden. Dennoch bekräftigt sie, dass nach 16 Jahren als Kanzlerin genug ist und sie neue Wege gehen möchte.
Wie es im Rheinland heißt: Niemals geht man so ganz.
Merkel beendet ihre politische Karriere mit einem Blick in die Zukunft, in der sie sich weiterhin für gesellschaftliche Belange einsetzen will. Ihr Streben nach einer besseren Demokratie und einem starken Europa bleibt ungebrochen.