Rechtsruck in Deutschland: Wo finden Betroffene Schutz?

Die zunehmende Welle rechter Aggressionen in Deutschland hat die Sicherheitslage für viele Menschen mit Migrationshintergrund und Andersdenkende stark beeinträchtigt. Fünf individuelle Geschichten zeigen den alltäglichen Hass und die Unsicherheit, mit der sie konfrontiert sind. Von München über Dresden bis hin zum Wendland und Görlitz berichten sie von ihren Erfahrungen und Ängsten in einer Gesellschaft, die sich zunehmend polarisiert.

Arif Abdullah Haidary, 25, lebt in München:

In München, einer Stadt, die für ihre Offenheit und Vielfalt bekannt ist, spürt Arif Abdullah Haidary den aufkeimenden Rechtsruck besonders deutlich. Als unbegleiteter Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland gekommen, hat er hier sein Zuhause gefunden. Doch die steigende Zahl rassistischer Vorfälle, von abfälligen Blicken bis hin zu verbalen Angriffen, hat ihn zunehmend verunsichert. Trotz seines Engagements für die Rechte von Geflüchteten fühlt er sich in Deutschland immer weniger sicher und den Hass der Rechten immer stärker.

Alice K., Mitte 30, lebt in Dresden:

In Dresden, einer Stadt, die seit Jahren mit rechten Bewegungen konfrontiert ist, erlebt Alice K. täglich die Auswirkungen des Rechtsrucks. Als Tochter eines Iraners in Deutschland aufgewachsen, ist sie sich der Vorurteile und Diskriminierung bewusst, denen sie und andere mit Migrationshintergrund ausgesetzt sind. Die steigende Aggressivität rechter Gruppierungen hat sie dazu gebracht, sich für andere einzusetzen und gegen Hass und Intoleranz anzukämpfen. Trotz der Herausforderungen bleibt sie optimistisch, dass der Widerstand gegen den Rechtsruck wachsen wird.

Dina Kunze, 80, lebt in einer Kleinstadt in Hessen:

Als deutsche Jüdin mit Eltern, die Auschwitz überlebt haben, erlebt Dina Kunze eine erschreckende Zunahme von antisemitischen Vorfällen und Vorurteilen. Die politische Entwicklung in Deutschland, besonders die steigende Zustimmung zur AfD, beunruhigt sie zutiefst. Als Künstlerin und Mahnerin engagiert sie sich gegen Hass und für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Trotz der Bedrohungen und Anfeindungen fühlt sie sich durch den wachsenden Widerstand der Zivilgesellschaft und der „Omas gegen rechts“-Bewegung gestärkt.

Simone, Mitte 30, lebt im Wendland:

Nach Jahren des Engagements gegen rechte Tendenzen in Sachsen entschied sich Simone, mit ihrem Partner und ihrem Sohn in eine liberalere Gegend im Wendland zu ziehen. Die zunehmende rechte Hegemonie in ihrer Heimatregion, die Angriffe auf ihren Partner und die Bedrohungen, die sie erlebten, veranlassten sie dazu, einen Neuanfang zu wagen. Trotz der Herausforderungen und der Reflektion über ihre eigene Kindheit in Ostdeutschland sieht sie im Wendland eine neue Chance für ihre Familie.

Markus, Mitte 30, lebt in Dresden:

Die persönlichen Erfahrungen von Markus mit Neonazis und rechter Gewalt in seiner Jugend prägten sein Verhältnis zu Dresden und Sachsen. Trotz der relativen Sicherheit, die er hier fand, plant er, zurück nach Görlitz zu ziehen. Seine Verbundenheit mit der Region und der Wunsch, gegen rechte Strömungen anzukämpfen, treiben ihn dazu, die Herausforderungen anzunehmen und aktiv für eine vielfältige und offene Gesellschaft einzutreten.

Diese Geschichten zeigen die vielfältigen Facetten des Rechtsrucks in Deutschland und die individuellen Wege, wie Betroffene damit umgehen. Trotz der steigenden Spannungen und der Bedrohung durch rechte Gruppierungen bleibt der Glaube an den Widerstand und die Solidarität, die in der Zivilgesellschaft und bei engagierten Personen zu finden sind. Es ist ein Kampf, der noch lange nicht vorbei ist, aber der Mut und die Entschlossenheit der Betroffenen geben Hoffnung auf eine bessere Zukunft.