Migräne: Die unsichtbare Krankheit verstehen

Katharina leidet täglich unter Migräne. Diese Tatsache erwähnt sie beiläufig, während sie nach einem Seminar mit einigen Studierenden des Uni Heidelberg im Campus-Café sitzt. Sie berichtet von Schwierigkeiten bei der Gruppenarbeit, die aufgrund ihrer Migräne unvollendet blieb. Auf die Frage, wie oft sie darunter leidet, antwortet die 30-jährige nüchtern: „30 Tage im Monat.“ Eine Aussage, die eine gewisse Hilflosigkeit hervorruft. Migräne, oft nur als Kopfschmerz wahrgenommen, ist tatsächlich eine neurologische Erkrankung, von der jede vierte Frau zwischen 25 und 55 Jahren in Deutschland betroffen ist, sowie jeder fünfzehnte Mann. Trotz ihrer Häufigkeit bleibt diese Krankheit oft unsichtbar, da viele Betroffene versuchen, sie zu verbergen, was sich sowohl auf ihre Berufe als auch auf ihre Beziehungen auswirkt.

### Migräne: Eine stark einschränkende neurologische Krankheit laut WHO

Im Juli 2023 begann Katharina plötzlich, kontinuierlich unter Kopfschmerzen zu leiden, ohne zu verstehen, warum. Anfangs ignorierte sie die Schmerzen, bis sie von ihrem Freund zum Arzt geschickt wurde. Nach Monaten erhielt sie die Diagnose: Migräne. Diese Attacken gehören nun fest zu ihrem Alltag. Die Migräne erscheint nicht zu jeder Tageszeit, sondern rollt wie eine Welle auf sie zu, verstärkt durch Kleinigkeiten wie Lautstärke und Stress. Die Expertin Colette Andrée, Neurowissenschaftlerin und Pharmazeutin, vergleicht Migräne mit Epilepsie als Reizweiterleitungsstörung und betont die genetische Veranlagung für die Krankheit.

### Der Weg zur Anerkennung der Migräne als ernsthafte Krankheit

Die Migräne-Expertin Colette Andrée wurde durch ihre eigenen Erfahrungen mit der Krankheit zu einer führenden Expertin. Als sich bei ihr als junge Frau erste schwere Anfälle zeigten, stieß sie auf Vorurteile und mangelnde Aufklärung über die Krankheit. Nach umfangreicher Forschungsarbeit und Aufklärungskampagnen rückte Migräne mehr in den Fokus der Wissenschaft und der Pharmaunternehmen. Trotzdem bleibt Migräne unheilbar, und die Behandlung erfordert oft eine individuelle Herangehensweise, da verschiedene Methoden von Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu Botox hilfreich sein können.

### Die Bedeutung der Unterstützung im Umgang mit Migräne

Die Krankheit Migräne betrifft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre engsten Beziehungen. Sabrina Wolf, Gründerin des ersten Migräne-Podcasts in Deutschland, betont die Komplexität der Krankheit und die Belastungen, die sie mit sich bringt. Die fehlende Aufklärung über Migräne und die damit einhergehenden Mythen führen oft zu mangelndem Verständnis im Arbeitsumfeld und sogar zu Kündigungen aufgrund von Fehlzeiten. Colette Andrée und Sabrina Wolf plädieren für mehr Informationen und Verständnis für Migränebetroffene in der Gesellschaft.

In der Partnerschaft kann Migräne ebenfalls eine Herausforderung darstellen, wie die Journalistin Diana Ringelsiep berichtet. Die Krankheit kann zu Schuldgefühlen und Spannungen führen, jedoch können Strategien wie offene Kommunikation und die Personifizierung der Migräne helfen, die Beziehung zu stärken. Ringelsiep betont, dass Migräne sie nicht ihr Leben bestimmen lassen sollte, und gibt Einblicke, wie sie und ihr Partner mit den Herausforderungen umgehen.

Abschließend zeigt Colette Andrée Dankbarkeit für ihre Migräne und ermutigt Betroffene, ihre Lebensqualität zu verbessern, indem sie Wege finden, mit der Krankheit umzugehen. Trotz der Unheilbarkeit der Migräne betont sie, dass Betroffene durch individuelle Strategien und Forschungserfolge positive Veränderungen erreichen können.