Also, der junge Mann chillt auf der Couch in seinem Lidl-Pulli und denkt sich: „Warum hart arbeiten, wenn ich auch einfach Bürgergeld fürs Nichtstun bekommen kann?“. Klingt verlockend, oder? Aber nicht jeder ist auf Tiktok begeistert von der Idee des Bürgergeldes. Ein Gastronom fordert sogar, das Bürgergeld abzuschaffen und die Leute zur Arbeit zu zwingen. Da wird auch über die “Bürgergeld-Mamas” gelästert, also über Alleinerziehende, die Sozialleistungen beziehen.

Die zukünftige schwarz-rote Regierung hat diese Unzufriedenheit aufgegriffen und plant Maßnahmen, um die Arbeit zu fördern. Überstundenzuschläge sollen steuerfrei werden und Arbeitgeber sollen ihren Angestellten eine Prämie zahlen können, wenn sie mehr arbeiten. Auch wer über das Rentenalter hinaus arbeitet, soll bis zu 2.000 Euro pro Monat steuerfrei verdienen können. Die tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden soll abgeschafft werden und durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt werden.

Die neue Politik soll vor allem den “Fleißigen” zugutekommen, so CSU-Chef Markus Söder. Aber ist das wirklich fair gegenüber all den Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht Vollzeit arbeiten können? Nicht jeder ist faul, nur weil er weniger arbeitet. Vielleicht sollten wir uns am Tag der Arbeit am 1. Mai mal genauer damit auseinandersetzen, wie sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert hat.

Es gibt viele unterschiedliche Arten von Arbeit, die nicht immer mit Fleiß gleichzusetzen sind. Einige Menschen reduzieren bewusst ihre Arbeitszeit, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Vor allem in Berufen mit hoher körperlicher und seelischer Belastung kann eine Reduzierung der Arbeitsstunden sinnvoll sein. Und was ist mit der unbezahlten Care-Arbeit? Auch das sollte in der Diskussion um Arbeitsethik berücksichtigt werden.

Es ist wichtig, dass die Politik diese Vielfalt anerkennt und nicht nur auf Fleiß und Mehrarbeit setzt. Eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro, gerechtere Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit mit ergänzender Sozialleistung wären wichtige Schritte in die richtige Richtung. Denn nur mit einem ganzheitlichen Ansatz können wir eine gerechtere Arbeitswelt schaffen.

Also, vielleicht sollten wir nicht nur auf Fleiß und Mehrarbeit setzen, sondern auch die Vielfalt der Arbeit und die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen berücksichtigen. Nur so können wir eine Arbeitswelt schaffen, die für alle fair und gerecht ist.