Es ist der 1. Mai 2025 und die Lokalwahlen in Großbritannien stehen vor der Tür. Die Frage, die sich viele stellen, ist, ob das traditionelle Zweiparteiensystem aus Labour und den Konservativen endlich ins Wanken geraten wird. Weniger als die Hälfte der Wählerinnen und Wähler scheinen bereit zu sein, entweder die Tories oder Labour zu wählen. Die Partei von Nigel Farage, Reform UK, scheint in Umfragen bereits die stärkste Kraft zu sein.

Einige Kilometer entfernt, am Ufer des Bridgewater-Kanals in Runcorn, Nordwestengland, angelt John Caldwell und hat seine Entscheidung für die Wahlen bereits getroffen. „Ich werde Reform wählen“, sagt der tätowierte Ex-Soldat. „(Keir) Starmer ist schlimmer als die Tories“, fügt er hinzu und kritisiert den Premierminister und seine Labour-Partei für ihre Politik. Die Enttäuschung über die etablierten Parteien scheint weit verbreitet zu sein, nicht nur bei Caldwell.

In Nordengland sympathisieren viele Menschen mit Nigel Farages rechtspopulistischer Partei, die bei den anstehenden Wahlen voraussichtlich deutliche Zugewinne verzeichnen wird. Auch die Liberaldemokraten und die Grünen mischen kräftig mit und sorgen für Unruhe im politischen Gefüge. Der langjährige Einfluss von Labour und den Konservativen könnte ein Ende finden, was als historischer Bruch in der britischen Politik angesehen werden könnte.

Die Lokalwahlen am 1. Mai sind von großer Bedeutung, da insgesamt 1.641 Sitze in 23 lokalen Behörden in England neu vergeben werden. Darüber hinaus stehen sechs Bürgermeisterwahlen an, darunter in Greater Lincolnshire und Hull and East Yorkshire. Die Wahlen gelten als wichtiger Indikator für die Stimmung im Land und könnten erste Hinweise darauf geben, wie es um Premierminister Starmer und seine Labour-Partei bestellt ist.

In Doncaster, wo am Donnerstag unter anderem ein neuer Bürgermeister gewählt wird, wird die Unzufriedenheit mit der Politik und den etablierten Parteien deutlich. Viele Wählerinnen und Wähler berichten von ihrer Sehnsucht nach Veränderung, die bisher unerfüllt geblieben ist. Dieses Gefühl der politischen Ohnmacht spiegelt sich in allen politischen Lagern wider und zeigt ein breites Misstrauen gegenüber dem gesamten politischen System.

Wahlforscher John Curtice, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Strathclyde, betont, dass weniger als die Hälfte der Wählerinnen und Wähler angeben, die Konservativen oder Labour wählen zu wollen. „Das hat es in dieser Form noch nie gegeben“, sagt er. Die politische Landschaft Großbritanniens scheint sich im Wandel zu befinden, während die traditionellen Parteien unter Druck geraten.

Die Konservativen drohen bei den Lokalwahlen zu den großen Verlierern zu gehören, obwohl sie lange Zeit als dominierende Kraft in der britischen Politik galten. Skandale, wirtschaftliche Probleme und Gesundheitskrisen haben das Vertrauen vieler Wählerinnen und Wähler nachhaltig erschüttert und zu einer historischen Niederlage im Juli 2024 geführt. Auch Labour steht unter Druck, da Reform UK in den Umfragen immer stärker wird.

Nigel Farages Slogan „Großbritannien ist kaputt und braucht Reformen“ findet bei vielen Wählerinnen und Wählern Anklang, insbesondere in Bezug auf die Migrationspolitik. Trotz einiger Bedenken gegenüber Farage und seiner Partei scheinen viele Briten bereit zu sein, einen neuen Kurs einzuschlagen. Die Zukunft der britischen Politik bleibt also spannend und ungewiss, während die Wahlen am 1. Mai näher rücken.