Kämpfender Augsburger überwindet Sepsis-Folgen
Kina Yakimova, eine lebensfrohe Augsburgerin, die trotz großer Herausforderungen ihren Humor nicht verloren hat, betritt das Gespräch an einem kalten Februartag in einem farbenfrohen T-Shirt und einem dünnen Rock. “Das ist der Vorteil, wenn man keine Beine mehr hat – man friert nicht mehr so schnell”, sagt sie scherzhaft und bringt damit gleich zu Beginn eine Leichtigkeit in den Raum. Kina Yakimova ist eine offene und fröhliche Frau, die trotz schwerer Zeiten ihren Lebensmut bewahrt hat.
Die schicksalhafte Wendung in ihrem Leben ereignete sich an einem Samstag im Juli 2023. Plötzlich und unerwartet verschlechterte sich ihr Zustand stark. Was sie für eine schwere Erkältung oder Grippe hielt, entpuppte sich als lebensbedrohliche Sepsis. Ihr Mann reagierte schnell und alarmierte den Notruf, doch als sie ins Krankenhaus gebracht wurde, war ihr Zustand bereits kritisch. Die Ärzte setzten sie ins künstliche Koma, da ihre Niere bereits versagte und ihre Lunge kurz davor war. Die Prognose war düster, und dennoch kämpfte ihr Körper gegen die Sepsis an.
85.000 Deutsche sterben jährlich an Sepsis
Die Sepsis, auch bekannt als Blutvergiftung, ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Jährlich sind 230.000 Menschen betroffen, und mindestens 85.000 verlieren den Kampf gegen diese lebensbedrohliche Infektion. Der Körper reagiert auf schwere Infektionen, die durch verschiedene Erreger ausgelöst werden und zu einem Organversagen führen können. Die Symptome sind stark, darunter Schmerzen, Schüttelfrost und hohes Fieber. Schnelles Handeln ist entscheidend, um das Leben des Patienten zu retten. Kina Yakimova betont die Bedeutung der schnellen Reaktion ihres Mannes, der letztendlich ihr Leben rettete.
Als Kina Yakimova aus dem künstlichen Koma erwachte, musste sie den schweren Verlust ihrer Beine und ihres rechten Arms verkraften. Die Sepsis hatte ihre Gliedmaßen schwer geschädigt, und eine Amputation war unumgänglich, um ihr Leben zu retten. Trotz der schweren Einschnitte empfand sie vor allem Dankbarkeit, dass sie überlebt hatte und eine zweite Chance bekam.
Ein neues Leben nach der Sepsis
In den folgenden zehn Wochen verbrachte Kina Yakimova in einer Spezialklinik für Amputationsmedizin, wo sie sowohl körperlich als auch mental auf ihr neues Leben vorbereitet wurde. Sie erlernte den Umgang mit einem Rollstuhl, später mit Prothesen, und fand Unterstützung und Austausch mit anderen Betroffenen. Eine Ärztin prägte dabei einen Satz, der Kina Yakimova bis heute begleitet: “Das Leben gehört Ihnen.” Dieser Satz wurde zu ihrem Mantra, das sie an schweren Tagen weiterkämpfen ließ.
Heute, als “zu 50 Prozent anderer Mensch”, wie sie sagt, hat Kina Yakimova trotz aller Herausforderungen ihre Lebensfreude nicht verloren. Sie kehrt zu Aktivitäten zurück, die sie vor ihrer Erkrankung genossen hat, darunter das Golfspielen. Auch wenn nur kurze Schläge möglich sind, gibt ihr das Hoffnung für die Zukunft. Sie strebt danach, eine Prothese für ihren rechten Arm zu erhalten, um noch mehr Möglichkeiten zu haben. Ihr Lächeln und Selbstbewusstsein strahlen, während sie von ihren Plänen erzählt.
Trotz des Alltags mit täglichen Herausforderungen, wie dem Kochen als Rechtshänderin ohne rechten Arm, fühlt sich Kina Yakimova inzwischen angekommen. Sie ist Mutter von drei Kindern, von denen die älteren bereits in Bulgarien studieren und arbeiten. Mit ihrer jüngsten Tochter erlebt sie gemeinsame Momente, die sie schätzt und die ihr Kraft geben. Ihre positive Einstellung und ihr Kampfgeist motivieren sie dazu, auch anderen Menschen Hoffnung zu geben und sie zu inspirieren.
Kina Yakimova hat Vorträge gehalten und anderen ihre Geschichte erzählt, um zu zeigen, dass das Leben trotz großer Herausforderungen weitergeht. Sie möchte Mut machen und zeigen, dass es Wege gibt, die vielleicht anders verlaufen als geplant, aber dennoch lebenswert sind. Mit einem Lächeln blickt sie in die Zukunft, bereit, jeden Tag mit Dankbarkeit anzunehmen und das Leben zu umarmen.