Es herrscht hartnäckig ein kalifornischer Traum vom Open-Air-Theater hierzulande: irgendwas mit milder Luft und gehobener Laune. Klappt leider draußen vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus eher selten. „Ein Sommernachtstraum“ hatte Premiere bei 11 Grad, gefühlt neun. Scharfe Winde ließen die Kulissen flattern, die Zuschauer hockten mit Decken, Mützen, Wintermänteln auf den unwirtlichen Stufen der Tribüne und tranken Sekt aus dünnen Plastikbechern. Einige verdrückten sich in der Pause. Die meisten hielten durch, zur Freude entschlossen. Die Show mit Clownerie, Liedchen, zotigen Scherzen und ein bisschen Shakespeare hielt sie warm.
Der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov, der in berührenden Versionen von „Odyssee“ und „Orestie“ über den Krieg nachdachte, wollte mal Komödie machen – und hat keine Angst vor Kitsch und Klamauk. In einem Schwanenmobil lässt er Theseus (Jonas Friedrich Leonhardi) auf den Platz radeln. Pauline Kästner ist dessen genervte Braut und kippt sich den Schnaps aus Flachmännern ins Cocktailglas. „Die krasseste Hochzeit“ wird versprochen, aber das mit der Happiness funktioniert gerade auch bei anderen nicht. Eine junge Adelige namens Hermia soll nach dem Willen ihres Vaters den reichen Demetrius heiraten, liebt jedoch den Lysander, während ihre Freundin Helena den Demetrius heiß begehrt. „Kein Bock auf so’ne Scheiße“ bekundet das Energiebündel Blanka Winkler in der Rolle der Helena, aber das wird sich schon ergeben – zumal die Jugendlichen in ihren rosa Leibchen und blonden Lockenperücken ganz gleich und austauschbar aussehen. Wie man weiß, werden sich die Gefühle bei einem nächtlichen Treffen im nahen Wald bis zum Happy End durch magische Einflüsse noch weiter verwirren.
Schuld hat der frustrierte Elfenkönig Oberon (zweite Rolle für den quirligen Leonhardi), der seinen Buschgeist Puck zu allerlei Schabernack anstiftet. Puck ist hier eine haarige, spitzohrige Handpuppe, die von Sophie Stockinger mit Lust, Laune und Stimmakrobatik gespielt wird. Macht Spaß. Im Zuge der nächtlichen Zauberei muss sich Oberons Gattin, die Elfenkönigin Titania (zweite Rolle für die Diva Pauline Kästner), hoffnungslos in einen Kerl mit Eselskopf verknallen. Es geht drunter und drüber. Und die Musik spielt dazu: Jazz, Pop, Schlager. Drei Jungs in kurzen Rüschenhosen sorgen für den Soundtrack mit bekannten Melodien, immer wieder wird von den Beteiligten unversehens was gesungen. Ein Platz ist zu bespielen, Subtilität dringt da nicht durch. Und so tobt die Gauklertruppe von Athener Handwerkern, die bei der Hochzeit auftreten, als aufgedrehte, kurios maskierte Clowns über die Fläche. „Das ist Theater!“ ruft immer wieder Oberkomiker Zettel, dessen Rolle Alexander Wanat beherzt übernommen hat, nachdem sich Kilian Ponert bei den Endproben verletzte und ausfiel. Als hätte er’s wochenlang eingeübt, gibt Wanat den Narren und den Esel, radelt durch die Szenerie und singt gleich zu Anfang ein Potpourri zum Thema „What is love?“ Nach kurzer Zeit wird „Eine neue Liebe“ mitgeklatscht. Auf die Fans ist Verlass.