Interview mit der privilegierten Studentin Wilma: Ihr Bewusstsein über Privilegien

Wilma Schneider, 22 Jahre alt, sitzt erschöpft in einem Café nach einer siebenstündigen Putzschicht. Die blonde Studentin, die Kommunikationsdesign im dritten Semester studiert, hat vor kurzem begonnen, neben dem Studium zu arbeiten. Seit ihrem Umzug nach München teilt sie ein 11 Quadratmeter großes Zimmer in einer WG mit zwei Freundinnen und zahlt 650 Euro Miete. Trotz der finanziellen Unterstützung ihres Vaters durch Unterhalt und Kindergeld empfindet sie den Druck des Geldmangels. Wilma sieht das Putzen als Übergangslösung und hofft, im nächsten Jahr an ihrer Fakultät arbeiten zu können.

Während Wilma sich in einer ähnlichen Situation wie viele deutsche Studierende befindet, denen es finanziell eng ist, erkennt sie dennoch ihre Privilegien und ist sich bewusst, dass sie ein kreatives Studium verfolgen darf. Ein Privileg, das viele nicht haben. Trotz der finanziellen Herausforderungen und des Drucks, neben dem Studium zu arbeiten, schätzt sie die Möglichkeit, ihre Leidenschaft zum Beruf machen zu können.

Die finanzielle Realität der Studierenden in Deutschland

Statistiken des statistischen Bundesamts zeigen, dass die Hälfte der deutschen Studierenden mit eigenen Haushalten monatlich weniger als 867 Euro zur Verfügung hat. Trotz des Bafög und des Unterhalts sind viele Studierende von Armut gefährdet. Experten erklären, dass Studierende und Auszubildende in einer Lebensphase sind, in der sie in ihre Ausbildung und damit in ihr Humankapital investieren, was zu einem vergleichsweise geringen Einkommen führt. Dies zeigt sich auch in der Armutsgefährdungsquote von 35 Prozent der Studierenden und 18 Prozent der Auszubildenden.

Wilma schätzt sich glücklich, dass sie trotz finanzieller Einschränkungen ihre Leidenschaft verfolgen kann. Sie erkennt, dass viele in ihrer Generation die gleichen Hindernisse überwinden müssen und von der Gesellschaft oft falsch verstanden werden. Die Vorurteile gegenüber der Gen Z, faul zu sein oder nicht arbeiten zu wollen, belasten sie. Sie betont, dass ein höheres Einkommen es vielen ermöglichen würde, nicht neben dem Studium arbeiten zu müssen.

Vertrauenskrise in die Politik

Wilma reflektiert auch das Gefühl ihrer Generation, von der Politik nicht gehört und verstanden zu werden. Sie kritisiert die Politiker und Politikerinnen, die Themen wie Gleichberechtigung und Umweltschutz vernachlässigen oder für ihre Zwecke instrumentalisieren. Das Beispiel des Genderns, das in Bayern verboten wurde, löste bei Wilma und ihren Kommilitonen Enttäuschung aus. Sie sieht darin einen Rückschritt und eine Unterdrückung ihrer Werte und Anliegen.

Das schwindende Vertrauen in die Politik und die Diskrepanz zwischen den Werten ihrer Generation und denen der Machthaber bereiten Wilma Sorgen. Sie mahnt Veränderungen an, um den Glauben an die politischen Entscheidungsträger nicht vollständig zu verlieren. Trotz gemischter Gefühle über die Zukunft, die von Freude auf kommende Erfahrungen bis hin zu Angst und Traurigkeit reicht, hofft Wilma auf ein Deutschland, das ihre Werte und Bedürfnisse respektiert und unterstützt.

Wilmas Geschichte spiegelt die Realität vieler deutscher Studierender wider, die trotz ihrer Privilegien mit finanziellen Herausforderungen, gesellschaftlichen Vorurteilen und politischer Frustration konfrontiert sind. Ihre offene und ehrliche Darstellung zeigt die Komplexität und Vielschichtigkeit der Lebensrealität junger Menschen in Deutschland.