Spurensuche: Die verborgene NS-Zeit in Düsseldorf-Oberkassel

Oberkassel, ein idyllischer Stadtteil in Düsseldorf, bekannt für seine Lebensart, die Rheinwiesen, den Tennisclub und die schicksten Italiener. Doch hinter den sanierten Altbauten verbirgt sich eine düstere Vergangenheit, die oft verschwiegen wird. Würden die Steine sprechen können, sie würden von Angst und Schrecken in der NS-Zeit erzählen, so Bezirksbürgermeister Rolf Tups (CDU).

Eine neue Broschüre aus der Serie “Spurensuche(n)” rückt nun diese verdrängte Geschichte in den Fokus. Bastian Fleermann, der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, hat gemeinsam mit seiner Kollegin Hildegard Jakobs 13 Stationen in Oberkassel ausgewählt, um an die Opfer, Täter und die Machtstrukturen der NS-Zeit zu erinnern. Dieser Auftrag wurde von der Bezirksvertretung 4 erteilt.

Richard Riekenbrauk vom Verkehrs- und Verschönerungsverein begrüßte Fleermann und Jakobs zur Präsentation der Broschüre “Spurensuche(n)” vor einem interessierten Publikum. Der Verein, der bereits seit über 120 Jahren besteht, war einst in einer Zeit gegründet worden, als Oberkassel noch eine Insel der Seligen war. Doch nach 1933 etablierten sich hier die Nazis und hinterließen ihre Spuren.

Die Polizei in Oberkassel, beteiligt an Verfolgungen und Erschießungen, hat große Schuld auf sich geladen, wie Fleermann betont. Selbst die einst unschuldig erscheinende Jugendherberge, 1936 eröffnet und nach Joseph Goebbels benannt, war in die Verbrechen verstrickt. Julius Schecher, ein “Alter Kämpfer” der NSDAP, leitete die Ortsgruppe und sorgte mit 185 Blockleitern für Hitlertreue.

Mutige Menschen wie der Anwalt Kaspar Anraths und der Pfarrer Gottfried Hötzel wagten es, sich gegen die Nazis zur Wehr zu setzen. Anraths wurde wiederholt verhaftet und starb im KZ Sachsenhausen, während Hötzel ins Exil fliehen musste und dort verstarb. Die Lindemeyers, Mitglieder seiner Gemeinde, wurden aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln verfolgt und deportiert.

Hinter den Mauern der Teutonenstraße 9 verbargen sich Geschichten von Tod und Rettung. Das Miethaus diente als Zufluchtsort für jüdische Mitbürger, die vertrieben wurden und auf Rettung hofften. Doch die meisten wurden deportiert. Nicht weit entfernt, in der Brend’amourstr. 65, verbarg der Künstler Otto Pankok mit seiner Frau Hulda den Maler Mathias Barz und dessen jüdische Ehefrau vor der Gestapo.

Die Broschüre “Spurensuche(n) – Die NS-Zeit im Stadtbezirk 4” wird kostenlos an interessierte Bürger verteilt. Sie ist erhältlich bei der Mahn- und Gedenkstätte oder beim Verkehrs- und Verschönerungsverein. Die Broschüre bietet einen Einblick in die dunkle Vergangenheit von Oberkassel und erinnert an die Opfer und Helden jener Zeit.