Gedenkmarsch in Dresden: Neonazidemo 80 Jahre nach Bombardierung
Dresden, Deutschland – Vor 80 Jahren wurde die Stadt Dresden von den Luftangriffen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg heimgesucht. Heutzutage nutzen Neonazis dieses Datum, um ihre politischen Zwecke zu verfolgen. Trotz des Widerstands von Tausenden von Gegendemonstranten konnte am vergangenen Samstag eine Neonazidemo durch die Stadt stattfinden.
Neonazis marschieren trotz Gegenprotesten
Die Szenerie am Samstag in Dresden war von Spannungen geprägt. Entlang der Ostra-Allee blockierten Demonstranten die Route des neonazistischen “Gedenkmarsches”. Ein Polizeibeamter sprach ruhig mit einem Mann, der als letzter sitzen blieb und die Anweisungen der Polizei nicht befolgte. Mit einem geschickten Griff zog ihn der Beamte schließlich hoch und führte ihn von der Straße.
Trotz der Bemühungen der Gegendemonstranten konnten schätzungsweise 2.000 Neonazis und andere Rechtsextreme durch Dresden ziehen. Die Zahlen waren nicht so hoch wie vor zwanzig Jahren, als der Marsch als größter regelmäßiger Neonazimarsch Europas galt. Dennoch war die Präsenz der Rechtsextremen spürbar, begleitet von lautem Gegenprotest entlang ihrer Route.
Kampf dem Faschismus: Gegenprotest und Kritik an Polizeieinsatz
Bereits in den frühen Morgenstunden versammelten sich Gegendemonstranten auf der Augustusbrücke, um gegen den deutschen Opfermythos und den Faschismus zu demonstrieren. Die Atmosphäre war geprägt von Solidarität und Entschlossenheit, während die ersten Reihen des Demozugs lautstark ihre Ablehnung von Nazipropaganda zum Ausdruck brachten.
Anne Herpertz, Mitglied des Bündnisses “Dresden WiEdersetzen”, äußerte sich zufrieden über den Protest, obwohl die Neonazis letztendlich marschieren konnten. Sie betonte den Erfolg, die Naziroute verkleinert zu haben, kritisierte jedoch das harte Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten. Trotz Ankündigungen, die Grundrechte aller Teilnehmer zu wahren, griffen Beamte teilweise mit Pfefferspray und Schmerzgriffen ein.
Die Polizei stellte während des “Gedenkmarsches” 39 Verstöße gegen das Versammlungsgesetz fest, darunter das Tragen verbotener Gegenstände und Symbole. Der Anmelder des Marsches, Lutz Giesen, ehemals in neonazistischen Kreisen aktiv, verteidigte die Teilnehmer und bestritt die offiziellen Zahlen der Opfer der Bombardierung Dresdens.
Solidarität und Gedenken: Menschenkette um die Altstadt
Trotz der Präsenz der Neonazis zeigten auch Tausende von Menschen in Dresden ihre Ablehnung gegen Rechtsextremismus. Die jährliche Menschenkette um die Altstadt, die traditionell dazu dient, die Stadt symbolisch vor Neonazis abzuschirmen, fand in diesem Jahr mit 10.000 Teilnehmern statt.
Steve Hollasky, ein Dresdner Demonstrant, betonte die Wichtigkeit des Gegenprotests nicht nur als Blockade des Marsches, sondern auch als politisches Statement. Er mahnte zu einer sozialen Politik, um den Frust in der Gesellschaft zu bekämpfen und Rechtsextremismus vorzubeugen. Trotz der aktuellen Sparmaßnahmen in Sachsen und der Bundesrepublik bleibt die Herausforderung bestehen, den Einfluss der Rechtsextremen einzudämmen.
Das Gedenken an die Opfer der Bombardierung Dresdens und der Kampf gegen rechtsextreme Ideologien bleiben auch im 81. Jahr nach den Ereignissen von 1945 aktuelle Themen in der Stadt. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und die Solidarität der Bürger sind entscheidend, um ein Zeichen gegen den aufkommenden Extremismus zu setzen.
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