Berlin – In einer überraschenden Wendung hat die SPD-Vorsitzende Saskia Esken angekündigt, nicht zur Wiederwahl anzutreten. Das 63-jährige Parteimitglied erklärte in einem Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio am Abend, dass sie sich aus der ersten Reihe der Politik zurückziehen wolle. Sie beabsichtigt, beim Bundesparteitag Ende Juni nicht erneut für den Vorsitz zu kandidieren, behält jedoch ihr Mandat im Bundestag, das sie seit 2013 innehat.

Esken, die seit 2019 an der Spitze der SPD steht und seit 2021 zusammen mit Lars Klingbeil die Partei leitet, möchte Platz für junge Frauen schaffen. “Ich habe die große Freude und Ehre gehabt, die SPD als Parteivorsitzende zu führen. Eine altehrwürdige und gleichzeitig quicklebendige Partei”, sagte Esken. “Ich gebe nun meinen Posten auf, um Raum für Erneuerung zu schaffen.” Ihre Entscheidung sei in den letzten Tagen und Wochen gereift, so Esken.

Trotz einiger interner Kritik in den vergangenen Wochen, insbesondere aufgrund ihres schwachen Wahlergebnisses in ihrem Wahlkreis Calw, zieht Esken eine positive Bilanz ihrer Amtszeit. Sie betonte, dass sie stets für Gerechtigkeit eingetreten sei, auch wenn das nicht allen gefallen habe. Esken fühlt sich durch die Unterstützung von Klingbeil immer gestärkt und plädiert für den Erhalt des Doppelspitzen-Konzepts in der SPD.

Als ungemütliche und durchsetzungsstarke Stimme des linken Flügels wird Esken sowohl geschätzt als auch kritisiert. Einige sehen in ihr eine visionäre Politikerin, während andere sie als unberechenbar und stur empfinden. Trotzdem wird ihr von vielen Respekt für ihren geplanten Rückzug gezollt.

Esken hat in den letzten Jahren maßgeblich zur Stabilisierung der SPD beigetragen und unter anderem den Koalitionsvertrag mit CDU und CSU ausgehandelt. Ihr Rückzug von der Parteispitze markiert das Ende einer Ära, die von Höhen und Tiefen geprägt war. Es bleibt abzuwarten, wer ihre Nachfolge antreten wird und welche Auswirkungen ihr Weggang auf die Zukunft der SPD haben wird.