Vorgesetzter des Magdeburg-Attentäters freigestellt: Hilfe angeregt

Die Todesfahrt von Magdeburg sorgt noch immer für Entsetzen. Die Aufklärung der Hintergründe schreitet voran. Nun wurden neue Details über den Attentäter bekannt. Alle Entwicklungen im Newsticker.

Vorgesetzter von Magdeburg-Attentäter Taleb A. freigestellt

Der ehemalige Arbeitgeber des Attentäters von Magdeburg will umfassend aufarbeiten, wie Hinweise auf eine problematische gesundheitliche Verfassung des Mannes behandelt wurden. Bis zum Ende interner Untersuchungen sei der Ärztliche Direktor des Maßregelvollzugs Bernburg freigestellt worden, teilte die Betreibergesellschaft Salus nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg, Taleb A., war in der Klinik in Bernburg (Salzlandkreis) seit 2020 im Maßregelvollzug als Stationsarzt tätig. Anfang Februar war bekanntgeworden, dass sich Kollegen ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von Taleb A. machten und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergaben. Taleb A. hatte in einem Gespräch im Dienstzimmer gesagt, er befände sich in einem Krieg. In einer E-Mail regte ein Mitarbeiter daraufhin an, dass man Taleb A. Hilfe anbieten müsse. Später führte der Ärztliche Direktor, den die E-Mail auch erreichte, ein Gespräch mit Taleb A.. „Seine Äußerung wurde als überspitzter Ausdruck einer persönlichen Konfliktbelastung interpretiert“, sagte eine Salus-Sprecherin Anfang Februar. Es sei bekannt gewesen, dass er sich vom Islam abgewandt hatte und als Aktivist tätig war.

Blutprobe von Magdeburg-Attentäter Taleb A. ausgewertet

Im Blut des Attentäters auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wurden keine Hinweise auf Drogen oder Alkohol gefunden. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg bestätigte auf Anfrage, dass es bei der Blutprobe keine besonderen Auffälligkeiten gegeben habe. Zuvor hatte die „Magdeburger Volksstimme“ über das rechtsmedizinische Gutachten berichtet. Demnach seien lediglich Spuren eines Magenmedikaments und eines leichten rezeptfreien Beruhigungsmittels nachgewiesen worden. Kurz vor Weihnachten war der 50 Jahre alte Arzt aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Sechs Menschen starben, knapp 300 wurden zum Teil schwer verletzt. Der Landtag von Sachsen-Anhalt will einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzen. Unter anderem soll er die Sicherheits- und Einsatzkonzepte für den Weihnachtsmarkt und deren Umsetzung beleuchten. Außerdem wird es um die Informationslage zum Täter gehen. Taleb A. stand vor der Tat bei Ermittlungsverfahren immer wieder in Kontakt mit den Behörden.

Gewalttat in Magdeburg: Wissing will Betroffene unterstützen

Die Bundesregierung will dafür sorgen, dass die Verletzten und die Familien der Getöteten beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg finanzielle Unterstützung erhalten – unabhängig vom Motiv des Täters. „Unser Staat muss den Betroffenen zur Seite stehen“, sagt Bundesjustizminister Volker Wissing der Deutschen Presse-Agentur. Dabei sollte es keinen Unterschied machen, ob die Schreckenstat von Magdeburg am Ende als terroristische Tat eingestuft werde oder nicht, betont der parteilose Minister. Um zu erreichen, dass die Betroffenen die gleiche finanzielle Unterstützung erhalten, wie sie Opfern von Terrorangriffen zusteht, werde die Bundesregierung schon bald an den Bundestag herantreten, dem die Bewilligung von Haushaltsmitteln obliege.

Magdeburg-Attentäter nach Dresden verlegt

Zweieinhalb Wochen nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist der Täter in die Justizvollzugsanstalt Dresden verlegt worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Die Verlegung wurde von Spezialkräften des Justizvollzugs durchgeführt. Ein Sprecher des Justizministeriums in Magdeburg bestätigte allgemein die Verlegung eines Untersuchungsgefangenen, der bislang in der Justizvollzugsanstalt Burg (Landkreis Jerichower Land) untergebracht gewesen war. „Die Verlegung erfolgte aus Sicherheitsgründen auf dem Luftweg und wurde von Kräften der Landespolizei Sachsen-Anhalt sowie den Sicherheitsbehörden des Freistaats Sachsen unterstützt. Besondere Vorkommnisse waren nicht zu verzeichnen“, sagte er. Weitergehende Angaben wollte er aufgrund von Sicherheitsbelangen nicht machen.