Hinter den Kulissen der RTL-Show
Die Minuten vor dem Auftritt: Ein „Let’s Dance”-Abend mit Fabian Hambüchen
Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen Seine Olympiakarriere als Tanz: Fabian Hambüchen bei seinem “Magic Moment” mit Tanzpartnerin Anastasia Maruster. Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Wie läuft die Generalprobe? Und was macht Turnstar Fabian Hambüchen eine Stunde oder eine Minute vor dem großen Auftritt? Ein Besuch hinter den Kulissen von „Let‘s Dance“ in den Kölner MMC-Studios. Share-Optionen öffnen Share-Optionen schließen Mehr Share-Optionen zeigen Mehr Share-Optionen zeigen Victoria Swarovski moderiert mit Lockenwicklern auf dem Kopf, Daniel Hartwich in Jogginghose, alle Kandidatinnen und Kandidaten bekommen die Bestwertungen – willkommen bei „Let‘s Dance“ am Freitagabend. Um genau zu sein: am frühen Freitagabend, kurz nach 17 Uhr. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Es ist die Generalprobe für die beliebte Primetimeshow auf RTL, im Publikum sitzen Produktionsmitarbeiter mit ihren Kindern, aber auf der Tanzfläche stehen dieselben Promis wie knapp drei Stunden später, und tanzen die gleichen Tänze wie in der Liveshow. Fabian Hambüchen und Anastasia Maruster bei der Generalprobe für den Streetdance in Show 9. Quelle: Hannah Scheiwe Fabian Hambüchen, ehemaliger Turnstar und Olympia-Goldgewinner, steht jetzt auf der Tanzfläche mit Tanzpartnerin Anastasia Maruster, und neben ihnen Stuntfrau Marie Mouroum mit Alexandru Ionel. Sie proben ihr Tanzduell im Streetdance. Wer besser tanzt, gewinnt, bekommt mehr Punkte, hat bessere Chancen, weiterzukommen. Sie liefern beide ab, jetzt, und Stunden später auch, als es ernst wird. Beide schaffen es eine Show weiter. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Aber das weiß Hambüchen um 19 Uhr noch nicht, als er nach der Probe in seiner schlicht eingerichteten Garderobe auf dem grauen Stoffsofa sitzt, gerade fertig mit dem Abendessen, statt beigefarbener Baggypants und blauer Streetstylejacke – die er gerade noch bei der Probe anhatte – jetzt im grauen Shirt mit schwarzer Hose. Er sagt: „Der Showtag ist fast der entspannteste Tag.“ „Let‘s Dance“-Crashkurs mit Christian Polanc: Der Kopf tanzt mit Bei „Let‘s Dance“ liegen die Promis beim Üben immer wieder verzweifelt auf dem Boden – und bringen dann doch beeindruckende Choreografien aufs Parkett. Wie hart ist so ein Training wirklich? RND-Reporterin Hannah Scheiwe hat es mit Tanzprofi Christian Polanc ausprobiert, der 15 Jahre lang Promis in der RTL-Show trainierte. Hambüchen: „Der Donnerstag ist immer der schlimmste Tag“ „Der Donnerstag ist immer der schlimmste Tag. Da ist Probentag und es ist komplett durchgetaktet, mit Kostümprobe, Tanzen im Studio, noch einen Einspieler drehen, abends noch ein Durchlauf und Interviews“, erklärt er. Da sei er rund zehn Stunden unterwegs gewesen. „Es gab keine Sekunde, in der ich mal auf der Couch lag.“ Anders verhält es sich an diesem Showtag, an dem er sich nach dem Interview nochmal kurz aufs Sofa legt – scheinbar unbeeindruckt davon, dass er in knapp einer Stunde gleich als Erster aufs Parkett muss und seinen „Magic Moment“, seine Turnkarriere mit Auf und Abs, vertanzen wird. Fabian Hambüchen in seiner Garderobe, knapp eine Stunde vor Showstart. Quelle: Hannah Scheiwe Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Last-minute-Proben sind nichts für Hambüchen Von Last-Minute-Proben, so kurz vor dem Auftritt, hält er nichts. „Du kannst jetzt sowieso nichts mehr ändern. Klar, du kannst dich noch zu Tode trainieren und probieren, irgendwelche kleinen Dinge auszumerzen, aber es ist ja das Ziel, dass alles soweit steht, wenn wir hier am Freitag aufschlagen.“ Also noch mal Füße hochlegen, auch wenn er doch nicht so unbeeindruckt ist, wie es erst mal wirkt. „So eine Grundnervosität ist schon da, seit dem Moment, in dem ich wach werde. Das war früher bei meinen Wettkämpfen nicht anders.“ Und während Hambüchen sich in seinen Alltagsklamotten noch mal kurz ausruht, sind die anderen Gewerke der „Let‘s Dance“-Maschinerie weiter am rattern: Die Kleidung für Hambüchen und die anderen Kandidaten hängt in einem anderen Raum aufgereiht auf einer Kleiderstange, bereit für den Einsatz im Rampenlicht. Katia Convents, die Designerin seit Tag eins der Show vor fast 20 Jahren, musste nach der Generalprobe noch schnell das Kleid von Ekaterina Leonova reparieren. Die Profitänzerin war mit ihrem Absatz darin hängengeblieben – später in der Show lief dann alles glatt. Ekaterina Leonovas Kleid reißt bei Generalprobe „So oft passiert das in der Generalprobe zum Glück nicht“, sagt Convents. Aber der Donnerstag sei immer arbeitsreich für sie und ihr Team, zu dem auch ihre Tochter Katharina Convents gehört. Da zögen die Promis zum ersten Mal die Showkleidung an und tanzten damit. Es gebe immer noch etwas zu ändern oder anzupassen. Rund 35 Kostüme hätten sie für diese eine Show geschneidert. Seit 2006 seien es insgesamt 3000 bis 4000 Kleider gewesen, wie RTL dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) auf Anfrage mitteilte. Die Designerin Katia Convents (rechts) und Tochter Katharina Convests: Sie zeigen das Flamenco-Kleid, das Ekaterina Leonova in der Generalprobe zum Verhängnis wurde. Quelle: Hannah Scheiwe Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Das Kostüm, mit dem Hambüchen dann kurz nach Start der Show einläuft, ist eher schlicht gehalten – schwarzes Oberteil und schwarze Hose mit Streifen in Deutschlandfarben an der Seite. Es passt zu der Geschichte, die er im Einspieler erzählt, wie sehr er um die Goldmedaille bei Olympia gekämpft, wie viele Rückschläge er erlebt und dass er auf vieles verzichtet habe für diese Karriere. Als der Kurzfilm losgeht, läuft Hambüchen auf die Tanzfläche, schaut von dort auf die über dem Publikum hängenden Bildschirme, eine große Kamera nah vor ihm, die die Momente vor dem Tanz einfängt. Nach dem „Gamba” geht’s los – wie damals beim Turnen Dabei sagt Hambüchen vorher, in seiner Garderobe, noch: „Traurigerweise kriege ich den Einspieler selten so richtig mit. Ich gucke zwar hin, aber im Kopf bin ich nur bei meiner Choreo und dem, was gleich passiert.“ Auch in diesem Moment scheint er fokussiert auf sich zu sein. Als Anastasia dazu kommt, sagen sie noch kurz etwas zueinander und umarmen sich, bevor sie starten. Die letzten Momente vor dem Tanz: Fabian Hambüchen und Anastasia Maruster, während der Einspieler zu ihrem “Magic Moment” läuft. Quelle: Hannah Scheiwe Was sie sagen, ist auf der Tribüne nicht zu hören. Letzte Tanzanweisungen sind es wohl eher nicht. „Tipps gibt Anastasia mir dann nicht mehr. Das verwirrt mich nur im letzten Moment“, sagt Hambüchen. „Meistens schauen wir uns nur an, klatschen noch mal ab, atmen einmal tief ein und aus und sagen ‚Gamba!‘” . Gamba? „Das heißt auf Japanisch ‚Auf geht’s!‘„, erklärt Hambüchen. Klar. „Anastasia liebt Japan, war aber selbst noch nicht da, und ich war früher über 20-mal in Japan zum Training und mein Vater hat dort gelebt und das kurz vor dem Wettkampf immer zu mir gesagt.“ Eine gute Einstimmung also für diesen „Magic Moment“. Der berührt auch Tanzpartnerin Maruster. „Für mich war es auch emotional, weil ich das nachvollziehen kann. Natürlich bin ich nicht Olympiasiegerin, aber eine Weltmeisterschaft ist auch hart zu gewinnen und man steckt sehr viel Arbeit rein.“ Gemeinsam mit ihrem Mann Sergiu Maruster hat die Profitänzerin letztes Jahr den World Cup im Lateintanz gewonnen. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Anastasia Maruster Stunden vor der Show in der Maske. Die Tänzerin ist das zweite Mal bei “Let’s Dance” dabei. Quelle: Hannah Scheiwe Einen Sportler wie Hambüchen als Showpartner zu haben, macht es ihr leicht: „Er ist der perfekte Schüler, er sagt nur ‚Ja, Boss‘ und es läuft”, sagt sie lachend. Wenn sie im Training mal kurz was trinken gehe, tanze er einfach weiter, sie müsse ihn eher manchmal in seinem Perfektionismus bremsen. Aber gegen Perfektionismus ist ja auch nichts einzuwenden, wenn er am Ende 30 Punkte bringt, und Standing Ovations vom Publikum und Jury. Umbau zwischen den Tänzen in Sekundenschnelle Dass zwischen jedem Tanz und in jeder Werbepause routiniert Requisiten auf die Bühne gebracht und heruntergeholt werden, bekommt man im Fernsehen gar nicht zu sehen – da scheint es, als verwandle sich die Kulisse in Sekundenschnelle fast von allein. Doch in Wirklichkeit steckt viel Arbeit von Paola Griesheim und ihrem Team dahinter. „Montags besorgen wir immer alles, was gebraucht wird“, erzählt sie. In ihrem „Büro“ stapeln sich Kisten voll mit angesammelten Dingen – Kunstblumen, falsche 100-Euro-Scheine, Luftballons und eine Menge mehr. Aber es bleibt nicht bei Kleinkram, für das Opening an diesem Freitag musste Griesheim eine echte Telefonzelle besorgen. Requisiteurin Paola Griesheim ist seit der ersten Staffel “Let’s Dance” dabei. Quelle: Hannah Scheiwe Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige „Die haben wir aus einem Fundus angemietet und mit einem Lkw abgeholt“, erzählt sie, „sie ist unfassbar schwer, meine Bühnenleute bedanken sich.“ Aber als sie dann auf der Bühne steht, von innen bunt leuchtend, und die Profitänzer in ihren Superheldenkostümen drumherum tanzen, ist alle Mühe vergessen. Zumindest, bis die Zelle wenige Minuten später wieder von der Bühne heruntergeholt werden muss. Für Hambüchens „Magic Moment“-Auftritt musste ihr Team eine Art Feuerschale bereitstellen, die am Ende des Tanzes das olympische Feuer symbolisiert. Kurz vor Showstart hatte Hambüchen auf den weiten Fluren der MMC Studios doch noch mal eine Hebefigur mit Tanzpartnerin Anastasia Maruster geübt – die dann auf der Bühne mühelos wirkte. Fabian Hambüchen und Anastasia Maruster üben kurz vor Showbeginn noch eine Sequenz mit Hebefigur für den “Magic Moment”. Quelle: Hannah Scheiwe Weil er als Erstes dran ist, kann Hambüchen dann erst mal verschnaufen bis zum zweiten Tanz, dem Streetdance-Duell. In den Werbepausen begrüßt er Leute im Publikum, die er kennt, oder gibt dem Haussender ein Interview. Und in der letzten TV-Unterbrechung tanzt er in dem Rondell, in dem die Promis nach dem Tanz immer mit Moderatorin Swarovski quatschen und auf ihre Punkte warten, mit Kopfhörern in den Ohren mit Anastasia ein paar Sequenzen des anstehenden Tanzes durch. Scheint alles zu sitzen. Um 22.45 Uhr steht dann der zweite Auftritt an, das Publikum feiert das Duell der beiden als Favoriten gehandelten Kandidaten, die Jury auch. Um 23.32 Uhr, knapp zehn Stunden nachdem Hambüchen sich auf den Weg in die Studios gemacht hat, dann die Erlösung: Er ist weiter und wird nächste Woche im Viertelfinale tanzen. Jetzt nur noch ein paar Interviews auf der Tanzfläche und das war’s. Ein ganz entspannter Tag für einen Fabian Hambüchen.