Tausendfache Trauer in der Ukraine

In der Ukraine, genauer gesagt in der Stadt Saporischschja, trauern zahlreiche Frauen und Kinder um ihre verstorbenen Ehemänner und Väter, die im Krieg gefallen sind. Um mit diesem Verlust umzugehen, haben Kriegswitwen in der Ostukraine Gesprächsgruppen ins Leben gerufen. Die Initiatorin Yaryna Herashchenko, gemeinsam mit ihrer Mutter Viktoria Herashchenko, gründete im März 2023 eine Gruppe für Frauen, deren Partner im Krieg ums Leben gekommen sind. Die Anregung dazu kam von einer Freundin, deren Ehemann ebenfalls im Krieg gefallen war. Wenige Monate später verlor Yaryna ihren Verlobten, der als Scharfschütze in den Kämpfen um die Stadt Awdijiwka getötet wurde.

Die Gruppe mit dem hoffnungsvollen Namen “Ich bin am Leben, meine Liebe” trifft sich einmal wöchentlich, um den Schmerz zu teilen und Wege zu finden, damit umzugehen. Die Sitzungen erstrecken sich über acht Wochen und haben bereits 45 Frauen geholfen, mit dem Verlust umzugehen. Eine der jüngsten Teilnehmerinnen, Olena Podhorska, verlor ihren Verlobten einen Monat vor der geplanten Hochzeit bei einem Drohnenangriff. Sie beschreibt, wie die Gruppe ihr geholfen hat, sich wieder an die Liebe zu erinnern, die sie mit ihrem Verlobten teilte. Die Psychologin Viktoria Herashchenko betont, wie der Tod vieler Männer das Land geprägt hat und wie wichtig es ist, die Verluste anzuerkennen.

Die Diskussionen über einen möglichen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen mit Russland sorgen unter den Hinterbliebenen für gemischte Gefühle. Einige sind gegen einen Waffenstillstand, da sie befürchten, dass dies Russland nur helfen würde, die Truppen neu zu organisieren und erneut anzugreifen. Olena Podhorska ist unsicher, wofür ihr Verlobter gestorben sein soll, wenn nun Verhandlungen geführt werden. Die Forderungen nach einem Sieg und der Rückkehr der Gefangenen und besetzten Gebiete zeigen den starken Willen der Betroffenen, trotz der schwierigen Situation. Die Realisierung dieser Ziele erscheint jedoch angesichts der Stärke Russlands auf dem Schlachtfeld als Herausforderung. Die Ukrainer sind gegen das Abtreten von Gebieten bei Verhandlungen mit Russland, was die Situation zusätzlich erschwert. Trotz allem bleiben die Betroffenen stark und hoffen auf eine bessere Zukunft für ihr Land.