Sternsinger in Glehn: Die Geschichte der 177 Heiligen Drei Könige
In Glehn, einer kleinen Gemeinde von Korschenbroich, wird das Brauchtum der Sternsinger gelebt wie kaum noch woanders. Dieses Jahr sind es allein dort 177 kleine und größere Könige, die den Segen bringen. Warum sie anders als in Großstädten keine verschlossenen Türen fürchten müssen.
Um zu erleben, wie lebendig ein kirchliches Brauchtum zelebriert werden kann, sollte man in diesen Tagen nach Glehn kommen, einer Gemeinde von etwa 6000 Einwohnern, die zu Korschenbroich gehört. 177 kleine und größere Sternsinger werden dort ab dem 6. Januar durch die Ortschaft ziehen, um mit weißer Kreide den Segen 20*C+M+B+25 über oder neben die Haustür zu schreiben – gemessen an der Einwohnerzahl dürfte es wohl kaum anderswo in der Region noch mehr Sternsinger geben.
Die Tradition der Sternsinger in Glehn
“Das ist in diesem Jahr auch bei uns ein Rekord – und wir haben eigentlich schon jedes Jahr viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die mitmachen”, sagt Organisator Martin Bienioschek. Viele von ihnen, Bienioschek eingeschlossen, sind schon seit vielen Jahren dabei. “Das ist richtig gewachsen und verwurzelt und eine riesige Aktion hier im Dorf”, sagt er.
Der jüngste der 177 Könige in Glehn ist gerade einmal drei Jahre alt, der Älteste ist 30. Und 35 von ihnen sind schon mehr als zehn Jahre dabei. “Wir trommeln im Vorfeld auch für die Aktion und rufen in Schulen und Kindergärten zum Mitmachen auf”, sagt Bienioschek. “Man kann sagen, wir machen richtig Werbung dafür.”
Der Zweck der Spendenaktion
“Erhebt eure Stimmen, Sternsingen für Kinderrechte” lautet das diesjährige Motto, mit dem Kinder in diesen Tagen vielerorts in Deutschland als Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet auf weltweite Missstände hinweisen und um Spenden für Kinder bitten, denen es nicht so gut geht wie ihnen selbst. Es ist das bereits 67. Dreikönigssingen.
“Seit dem Start der Aktion 1959 kamen dabei insgesamt 1,36 Milliarden Euro zusammen, mit denen Projekte für benachteiligte und Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gefördert wurden”, heißt es beim zuständigen Kindermissionswerk in Aachen. In diesem Jahr sollen die Spenden hauptsächlich nach Kolumbien fließen.
Gemeinschaftlicher Einsatz in Glehn
Während es das Brauchtum in manchen Städten in Nordrhein-Westfalen zunehmend schwer hat, Gehör zu finden, ist das in Glehn nicht der Fall. Dort fehlt es nicht an motivierten Sternsingern. Und auch nicht an ehrenamtlichen Helfern. Türen, die verschlossen bleiben, wenn die Sternsinger klingeln, wird man in der etwa 25 Autominuten von Düsseldorf entfernten Gemeinde kaum finden. “Bei uns macht quasi das ganze Dorf mit”, sagt Bienioschek. In den Wochen vor der Aktion werden Informationsflyer an alle Haushalte im Dorf verschickt. Wer in Glehn nicht möchte, dass die Sternsinger vorbeikommen, wird gebeten, einen entsprechenden Zettel an die Haustür zu kleben. “Diese Zettel sieht man aber wirklich kaum”, sagt Bienioschek.