Die Kontroverse um eine Fan-Aktion beim Rheinderby zwischen dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf hat NRW-Innenminister Herbert Reul veranlasst, einen scharfen Brief an den Geschäftsführer des Clubs, Christian Keller, zu schreiben. In dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, äußerte sich Reul empört darüber, dass die FC-Verantwortlichen die fragwürdige Choreografie, die in der Vorbereitung sogar genehmigt wurde, zugelassen haben.
Reul betonte die Verantwortung der Profi-Fußballvereine für die Sicherheit im Stadion und die Deeskalation im Umgang mit den Fans. Er äußerte sein Unverständnis darüber, wie die Entscheidung, ein Banner zu präsentieren, auf dem ein Mann mit einer Krawatte im FC-Design der Glücksgöttin Fortuna ein großes Messer an den Hals hält, mit diesem Auftrag vereinbar sei.
Die Szene wurde begleitet von den Worten: „Glück ist kein Geschenk der Götter“, die von hämischem Lachen aus den Lautsprechern untermalt wurden. Obwohl die Polizei feststellte, dass das Banner keine strafrechtliche Relevanz hat, bezeichnete Reul das Motiv als unangemessen angesichts des zunehmenden Aggressionspotenzials und der Verwendung von Messern in der Gesellschaft.
Henriette Reker, die Kölner Oberbürgermeisterin, die selbst Opfer eines Messerangriffs war, kritisierte die Choreografie ebenso scharf. Keller verteidigte das Motiv und sah darin lediglich die Rivalität zwischen den Fanszenen beider Clubs. Trotz des Messers sah der Verein keinen Aufruf zur Gewalt in der Choreografie.
Reul schickte Kopien seines Briefes auch an DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke, den Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga (DFL). Die Diskussion um die Fan-Aktion und die Grenzen der Meinungsfreiheit im Stadion ist somit auf politischer Ebene angekommen und wird weiterhin kontrovers diskutiert.
Experteneinschätzung zur Rolle der Vereine und der Fanarbeit
Einige Experten sehen in der Reaktion von NRW-Innenminister Reul eine wichtige Erinnerung an die Verantwortung der Fußballvereine im Umgang mit ihren Fans. Dr. Franz Schuster, Sportsoziologe an der Universität Köln, betont: „Die Vereine tragen eine erhebliche Mitverantwortung für das Verhalten ihrer Fans im Stadion. Sie müssen klare Grenzen setzen und dafür sorgen, dass gewaltverherrlichende oder bedrohliche Symbole keinen Platz haben.“
Schuster weist darauf hin, dass die Fanarbeit eine entscheidende Rolle bei der Deeskalation von Konflikten und der Förderung eines respektvollen Miteinanders spielt. „Es ist wichtig, dass die Vereine aktiv auf ihre Fans zugehen und klare Signale senden, wenn Verhaltensweisen oder Symbole auftauchen, die gegen die Werte des Sports und der Gesellschaft verstoßen“, erklärt der Experte.
Die Diskussion um die Fan-Aktion beim Rheinderby verdeutlicht die Notwendigkeit eines intensiven Dialogs zwischen Vereinen, Fans und Behörden, um gemeinsam ein positives und sicheres Stadionerlebnis zu gewährleisten. Die Abwägung zwischen Meinungsfreiheit und Verantwortung im Fußballkontext bleibt eine Herausforderung, der sich alle Beteiligten stellen müssen, um das Zusammenleben im Stadion friedlich und respektvoll zu gestalten.
Abschließend zeigt sich, dass die Debatte um die Fan-Aktion beim Rheinderby weit über die Grenzen des Fußballs hinausgeht und grundlegende Fragen zur gesellschaftlichen Verantwortung von Sportvereinen und Fans aufwirft. Es bleibt zu hoffen, dass aus dieser Kontroverse wichtige Impulse für eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Themen Sicherheit, Deeskalation und Respekt im Fußballumfeld resultieren.