Der Glaube als Anker: Ein ehemaliger Süchtiger verteilt Essen an Obdachlose in Kiel
In der schleswig-holsteinischen Stadt Kiel lebt Daniel Lewitz, ein 45-jähriger Mann, der vor mehr als einem Jahrzehnt mit Sucht und Obdachlosigkeit zu kämpfen hatte. Seine Reise begann im zarten Alter von 16 Jahren mit Cannabis und führte ihn durch die dunklen Pfade von Kokain, Heroin und anderen harten Drogen. Als er schließlich seine Unterkunft verlor und auf der Straße landete, erreichte sein Leiden seinen Höhepunkt. Doch heute, nach unzähligen Herausforderungen, ist Lewitz drogenfrei und blickt darauf, anderen Bedürftigen in Kiel zu helfen.
Der Wendepunkt kam nach 40 Strafeinträgen innerhalb eines halben Jahres, hauptsächlich aufgrund von Beschaffungskriminalität, und drei lebensbedrohlichen Überdosen. Lewitz erkannte, dass er etwas ändern musste, um zu überleben. “Wenn ich eine halbe Messerspitze mehr genommen hätte, wäre ich heute nicht mehr hier”, reflektiert er über die düsteren Tage, als er sowohl im Kieler Bullenkloster als auch auf den Straßen der Landeshauptstadt lebte. Es brauchte vier Langzeittherapien, um den richtigen Weg zurückzufinden. Eine davon dauerte sechs Monate mit einer dreimonatigen Anpassungsphase danach. Als Experte auf seinem Gebiet betont Lewitz die Unzureichlichkeit einer einmaligen Therapie. “Es ist ein Irrglaube zu denken, dass eine Langzeitsucht innerhalb von sechs Monaten verschwindet”, erklärt er.
Ein neues Leben durch den Glauben
Ein Schlüsselmoment in Lewitz’ Genesung war die Entdeckung seines Glaubens. An Sonntagen, die er während seiner Obdachlosigkeit als besonders entbehrungsreich empfand, fand er Trost in einem Sonntagsgottesdienst in einer christlichen Einrichtung. Was zunächst als Pflichtveranstaltung begann, entwickelte sich zu einem spirituellen Anker in Lewitz’ Leben. Die Taufe in einer freien baptistischen Gemeinde im Jahr 2020 markierte einen Wendepunkt für ihn. Seitdem ist nichts mehr wie zuvor. Der Glaube an die Erlösung durch Christus gibt ihm die Stärke, seine Vergangenheit zu überwinden und nach vorne zu schauen. “Ich gehe ins Gebet mit Gott, dass sein Sohn für unsere Sünden gestorben ist”, teilt er mit.
Der Weg zur Hilfe für andere
Nachdem Lewitz seinen eigenen Kampf gewonnen hatte, suchte er nach Möglichkeiten, anderen in ähnlichen Situationen zu helfen. Enttäuscht von den Vorschlägen, einfach Lebensmittelgutscheine zu spenden, entschied er sich stattdessen, aktiv zu werden. Er erkannte, dass er einen nachhaltigen, finanziell tragfähigen Ansatz finden musste. So entstand die Idee, sonntags am Kieler Bahnhofsvorplatz Essen an Bedürftige zu verteilen, wenn alle anderen Hilfsstellen geschlossen sind. Seine erste Aktion fand am 16. Februar statt, und er plant, dies jeden Sonntag zwischen 17 und 19 Uhr fortzusetzen.
Durch diese Initiative hofft Lewitz, nicht nur Essen zu verteilen, sondern auch tiefere Gespräche zu führen und langfristig zu helfen. “Ich werde da jetzt kein Kreuz aufstellen”, betont er, da er niemandem seinen Glauben aufzwingen möchte. Dennoch ist er bereit, darüber zu sprechen, wenn es für die Menschen relevant wird.
Abschließend gibt Lewitz seine Ratschläge an andere weiter, die den Kampf gegen die Sucht aufnehmen wollen. Er betont die Bedeutung, in der Nähe der Therapieeinrichtung zu bleiben und sich von alten Mustern und schädlichen Umgebungen zu lösen. “Der einzige Weg heißt Neustart”, betont er, während er gleichzeitig die Bedeutung der Resilienz unterstreicht. Lewitz ist sich bewusst, wie schwierig der Weg sein kann, aber er ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass es möglich ist, sich zu erheben und anderen Hoffnung zu geben.