Friedensabkommen zwischen Israel und Hamas: Hoffnung auf dauerhaften Frieden
Endlich. Das ist wohl das Wort, das den meisten – ob in Israel, in Gaza, dem Westjordanland oder auch weltweit – in den Sinn kam, als vergangene Woche das Geisel-Waffenstillstands-Abkommen zwischen der Hamas und Israel in Gaza beschlossen wurde. Am Sonntagvormittag um 11.15 Uhr Ortszeit trat es in Kraft, nach 470 Tagen Zerstörung, Tod und Leid. Die Erleichterung nach dem Zustandekommen des Waffenstillstands ist groß. Doch es gibt entscheidende Unklarheiten darüber, wie es jetzt weitergeht.
Hoffnung auf Wiederaufbau
Während ich diesen Kommentar schreibe, fahren gerade weiße Geländewagen des Roten Kreuzes durch Gaza. Die Hamas habe die Geiseln soeben an die Hilfsorganisation übergeben, berichtet der saudi-arabische TV-Sender Al-Arabiya. Drei junge Frauen sind auf dem Weg aus der Geiselhaft in die Freiheit. Und in Gaza können viele Menschen zum ersten Mal seit Monaten wieder ohne Angst vor einem Luftangriff in den Himmel blicken. Können die Hunderttausend Binnenvertriebenen ihre Heimkehr planen, zu ihren Häusern – oder was davon übrig ist. Israel soll sich auch aus dem Netzarim-Korridor in Mittelgaza zurückziehen, eine Rückkehr nach Nordgaza damit wieder möglich sein.
Ungewissheit über die Zukunft
Das Abkommen sieht einen Gefangenenaustausch im Verhältnis 1 zu 30 vor, eine Geisel für 30 Gefangene. Doch es bleibt unklar, was nach dem Rückzug des israelischen Militärs passieren wird. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat keinen klaren Plan für den Gazastreifen nach dem Krieg vorgelegt. Wer wird die Sicherheit der Menschen gewährleisten und wie wird ein zivilisiertes Zusammenleben sichergestellt?
Herausforderungen und offene Fragen
Die Vereinbarung behandelt auch die Ausreise von Menschen aus Gaza nach Ägypten. 50 verwundete Kämpfer sollen täglich aus Gaza ausreisen dürfen, aber es bleibt unklar, was mit ihnen danach geschehen soll. Es besteht die Gefahr eines staatlichen Machtvakuums, da eine private Sicherheitsfirma Fahrzeuge kontrollieren soll, die nach Nordgaza zurückkehren wollen.
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Lisa Schneider, Redakteurin für Nahost, Westasien & Nordafrika