Also, es war vor einem Jahr, als sich die Sylter Insel in Tristesse hüllte und die Feiernden im Kampener Pony-Club zu Partymusik „Deutschland den Deutschen“ grölten. Die Aufregung war groß, und die Parole verbreitete sich schnell. Aber was ist passiert seit dem „Döp-Dö-Dö-Döp-Sommer“ 2024?

Ein Jahr später scheint von dem großen Skandal nichts mehr übrig zu sein. Die Hautevolee aus Hamburg, München und anderswo trifft sich wieder im Pony, schlürft teuren Rosé und lässt die Nacht zum Tag werden. Doch was war eigentlich passiert? Ein rassistischer Vorfall hatte die Gemeinde Kampen erschüttert, als eine Gruppe junger Partygäste den Gigi-D‘Agostino-Hit „L‘amour toujours“ in einer rassistischen Version sang. Die Republik war empört, die Politiker besorgt, und die Ermittlungen liefen auf Hochtouren.

Doch die Normalisierung rechtsextremer Parolen zu Partymusik war kein Einzelfall. Nicht nur auf Sylt, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands wurden ähnliche Vorfälle gemeldet. Rassistische Gesänge zu „L‘amour toujours“ waren plötzlich fast überall zu hören. Doch warum fanden so viele Menschen das lustig? Warum wurde etwas so Ernstes zu einem Partygag?

Experten wie Thorsten Hindrichs von der Universität Mainz beobachten, dass die Verbreitung rassistischer Parolen zu Partymusik nicht nur von der extremen Rechten stammt, sondern auch aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Die Rechtsextremen hofften darauf, mit solchen Songs in die Charts zu gelangen und ihre Botschaften zu verbreiten.

Doch was ist seitdem passiert? Die Inselverwaltung und der Pony-Club auf Sylt haben sich gegen Rassismus und Diskriminierung ausgesprochen, doch die Kommunikation ist ins Stocken geraten. Der Pony-Club schweigt und lässt rassistische Kommentare unter seinen Social-Media-Beiträgen stehen. Die Party geht weiter, und das Pfingstfest 2025 steht vor der Tür.

Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu fragen, wie so etwas passieren konnte und warum es so schnell normalisiert wurde. Vielleicht müssen wir genauer hinsehen und nicht einfach wegschauen. Denn die Gefahr, dass sich solche Vorfälle wiederholen, ist real. Die Partymentalität darf nicht über ernste Probleme hinwegtäuschen. Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft damit umgehen wollen.