Neustart für die Rheinoper: Das Chaos regiert
Also, ich weiß ja nicht, warum das jetzt so wichtig ist, aber ausgerechnet in einer Zeit, in der alle über die Zukunft der Rheinoper diskutieren, hat das Theater plötzlich keine feste Führung mehr. Der Intendant Christoph Meyer ist wegen Krankheit zurückgetreten, und jetzt übernimmt sein Vize Marwin Wendt vorübergehend die künstlerische Leitung. Die Juristin, Kulturmanagerin und Zahlenchefin Alexandra Stampler-Brown behält als geschäftsführende Direktorin einen kühlen Kopf und sagt: “Die Einnahmen stimmen.”
Führungsteam in Aktion: Marwin Wendt als kommissarischer künstlerischer Leiter und Alexandra Stampler-Brown als geschäftsführende Direktorin managen die Rheinoper. Foto: bikö
Trotz vieler leerer Plätze bei den Vorstellungen liegt die Auslastung des Düsseldorfer Hauses bei über 75 Prozent. Bei Hits wie Verdis “Nabucco” oder dem Ballett “Krabat” sollen es sogar 90 Prozent sein. Und hey, das Abo lebt auch noch! Die gute alte Oper bleibt also am Leben und startet mit einem Etat von 65 Millionen Euro in die nächste Saison. Allein die Personalkosten sind bei 47,4 Millionen Euro. Hochkultur hat eben ihren Preis. Und während alle darüber spekulieren, ob und wann es einen neuen Multikulti-Bau am Wehrhahn geben wird, geht der Vorhang weiter auf im eleganten, aber etwas altmodischen Theater an der Heine-Allee.
Das Miteinander zählt
Hinter den Kulissen herrscht kein Chaos, sondern man versucht, ein “humanistisches Miteinander” zu gestalten, wie es Marwin Wendt ausdrückt. Am 5. September startet das Ganze behutsam mit einem Eröffnungskonzert in Düsseldorf. Chefdirigent Vitali Alekseenok präsentiert eine Mischung aus Melodien der Saison zu einem Sonderpreis. Die erste Premiere im Haus findet am 2. Oktober statt: Donizettis lustige Opera buffa “Prima la Mamma”, mit einem Bariton in der Hauptrolle. Ab dem 30. Oktober soll dann eine “Pinocchio”-Oper von Marius Schötz & Marthe Meinhold die ganze Familie begeistern.
Und dann gibt es noch das Ballett, die Kunst der Schwerelosigkeit. Die neue Chefchoreografin Bridget Breiner und ihr Ballettdirektor Raphaël Coumes-Marquet zeigen, was sie draufhaben. Nach einer “Soirée Ravel” am 12. September folgt am 15. November die Uraufführung von Breiners Choreografie des märchenhaften Ballettklassikers “Dornröschen” von Tschaikowsky. Im Frühjahr nächsten Jahres steht ein dreiteiliger Ballettabend namens “OrgelPassion” auf dem Programm, gefolgt von “Endstation Sehnsucht” von Tennessee Williams in einer Ballettversion von John Neumeier. Da wird das Publikum sicher dahinschmelzen.