Die andauernde Belastung der Opfer von Solingen: Der Schmerz begleitet uns Tag und Nacht
“Wir schlafen mit dem Schmerz ein – und wir wachen damit auf”, sagt Ayshe, eine der Überlebenden der Brandstiftung, die vor einem Jahr ein Haus im Solinger Stadtteil Höhscheid erschütterte. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Nihat und ihrem kleinen Sohn haben sie die verheerende Feuernacht überlebt, die tragischerweise das Leben einer vierköpfigen Familie forderte, die eng mit ihnen verwandt war. Ein 40-Jähriger steht nun vor Gericht, angeklagt wegen Mordes, aber die Frage nach dem „Warum“ bleibt unbeantwortet.
Die körperlichen Wunden von Ayshe und Nihat sind fast verheilt, doch die seelischen Verletzungen bleiben tief verwurzelt. Jede Nacht, wenn sie die Augen schließen, holt sie der Schmerz ein, und jeden Morgen, wenn sie aufwachen, ist er noch da. Die Narben, die nicht sichtbar sind, schneiden am tiefsten.
Das Schicksal schlug in der Nacht vom 25. März 2024 zu, als um 2:47 Uhr der erste Notruf in der gemeinsamen Leitstelle der Feuerwehren Solingen und Wuppertal einging. Es sollten noch viele weitere folgen, während die Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpften, die das Leben von vier unschuldigen Menschen forderten.
Die unerträgliche Last des Verlusts
Die Trauer und der Schmerz der Überlebenden von Solingen sind unermesslich. Ayshe erzählt, wie sie jede Nacht von den schrecklichen Ereignissen träumt, wie sie das Feuer, die Schreie und den Geruch von Rauch immer wieder vor sich sieht. Die psychische Belastung ist eine unsichtbare Wunde, die nicht heilt.
Nihat, der stets stark und gefasst wirkt, gesteht in einem Moment der Schwäche, wie er sich hilflos und verloren fühlt, wie er die Schuldgefühle nicht abschütteln kann. Die Frage, ob sie etwas hätten tun können, um ihre Verwandten zu retten, quält ihn jede Sekunde des Tages.
Experten warnen vor den langfristigen Auswirkungen von Traumata wie diesem. Psychologen betonen die Notwendigkeit von therapeutischer Unterstützung und einer starken sozialen Gemeinschaft, um den Opfern zu helfen, mit ihrem Schmerz umzugehen.
Der Weg zur Heilung
Für Ayshe und Nihat ist der Weg zur Heilung lang und holprig. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, neue Erinnerungen, die sie überwältigen. Aber sie sind entschlossen, nicht aufzugeben, nicht dem Schmerz die Oberhand zu lassen.
Eine lokale Selbsthilfegruppe für Traumaüberlebende hat ihnen geholfen, Gleichgesinnte zu finden, die ihre Schmerzen und Ängste verstehen. Der Austausch von Geschichten, von Tränen und von Hoffnung hat ihnen gezeigt, dass sie nicht allein sind, dass sie zusammen stark sind.
Als die Sonne langsam über Solingen aufgeht, sieht man Ayshe und Nihat K. Hand in Hand spazieren, ihre Blicke fest nach vorne gerichtet. Sie wissen, dass der Weg zur Heilung steinig ist, aber sie sind bereit, ihn gemeinsam zu gehen. Der Schmerz begleitet sie weiterhin Tag und Nacht, aber sie haben die Hoffnung, dass er mit der Zeit etwas leichter wird, dass sie eines Tages wieder Frieden finden werden.