Der Aufstand der Patientinnen: Geschlechterungleichheit in der Medizin

In einer Reihe von Büchern wird das Thema Sexismus in der Medizin diskutiert. Frauen verschwinden hinter der männlichen Norm, ihr Schmerz wird selten ernst genommen.

Die persönliche Geschichte von Eva Biringer, die ihre Großmutter nur leidend auf dem Sofa liegend kannte, wirft ein grelles Licht auf die Geschlechterungleichheit in der medizinischen Behandlung. Die Frau wurde von Ärzten als körperlich gesund, aber nervlich labil eingestuft. Trotzdem war sie am Ende ihres Lebens schmerzmittelabhängig und litt unter chronischen Schmerzen, die von der medizinischen Gemeinschaft nicht angemessen behandelt wurden.

Eva Biringer reflektiert über diese Erfahrungen in ihrem Buch “Unversehrt. Frauen und Schmerz” und stellt die Frage, warum der Schmerz ihrer Großmutter so lange ignoriert wurde. Sie zieht sogar die Epigenetik in Betracht, die besagt, dass Traumata vererbt werden können – in diesem Fall die Erfahrung von chronischen Schmerzen als Teil eines weiblichen Alltags, der von Erschöpfung und Herabsetzungen geprägt ist.

Die erwähnten Bücher:
Sarah Ramey: “Der Club der hysterischen Frauen”
Eva Biringer: “Unversehrt. Frauen und Schmerz”
Layal Liverpool: “Racism Kills”
Mandy Mangler: “Das große Gyn-Buch”
Elinor Cleghorn: “Die kranke Frau”

Der gender pain gap

Das Phänomen des gender pain gap, bei dem Schmerzen von Frauen und Männern unterschiedlich wahrgenommen werden, wird von Eva Biringer und anderen Autorinnen beleuchtet. Frauen werden oft als schmerztoleranter angesehen, während ihr Schmerz weniger ernst genommen wird. Dies spiegelt sich in der medizinischen Behandlung wider, wo männliche Patienten Schmerzmittel erhalten, während Frauen lediglich Beruhigungsmittel verschrieben bekommen.

Die Missachtung des weiblichen Schmerzes führt zu einem Aufschrei der Patientinnen in der Literatur. Bücher über die Ignoranz des weiblichen Leidens in Arztpraxen und Krankenhäusern füllen die Regale der Buchhandlungen. Diese Werke sind Ausdruck von weiblicher Wut und Ohnmacht über die anhaltende Ungleichbehandlung im Gesundheitssystem.

Der Arzt weist sie an, still zu sein

Die Geschichte von Sarah Ramey in “Der Club der hysterischen Frauen” verdeutlicht die Problematik, mit der viele Frauen konfrontiert sind. Ramey kämpfte jahrelang mit einer unerklärlichen Krankheit, die von Ärzten als psychosomatisch abgetan wurde. Ihr Leiden wurde nicht ernst genommen, und sie musste selbst zur Expertin ihrer Symptome werden, um endlich die richtige Diagnose und Behandlung zu erhalten.

Schmerzen aushalten: Frauen im Sanatorium, etwa 1910

Die Geschichte der Unterrepräsentation von Frauen in medizinischen Studien und Lehrbüchern reicht bis in die 1970er Jahre zurück. Frauen werden oft als Sonderfall betrachtet und ihre spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse vernachlässigt. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen Forschung und medizinischen Praxis wider.

Rassismus und Gesundheit

Die britische Ärztin Layal Liverpool beleuchtet in “Racism Kills” den allgegenwärtigen Rassismus im Gesundheitssystem, der zu einer ungleichen Behandlung von schwarzen Frauen führt. Rassistische Annahmen über Schmerzempfinden und Behandlungsbedürfnisse beeinflussen die Gesundheitsversorgung von schwarzen und hispanischen Frauen und führen zu höheren Sterberaten bei Schwangerschaft und Geburt.

Der verzerrte Blick

Die Kulturhistorikerin Elinor Cleghorn zeigt in “Die kranke Frau” auf, wie struktureller Rassismus und genderspezifische Vorurteile die medizinische Behandlung von Frauen beeinflussen. Misogynie und Vorurteile über den weiblichen Körper haben tiefe Wurzeln in der medizinischen Geschichte und prägen noch heute die Behandlung von Frauen.

Weibliche Sicht

Die Berliner Gynäkologin Mandy Mangler setzt sich in “Das große Gyn-Buch” für eine geschlechtersensible Medizin ein und fordert eine bessere Repräsentanz von Frauen in der medizinischen Forschung. Ihre Erfahrungen als Chefärztin zeigen die dringende Notwendigkeit einer medizinischen Praxis, die die spezifischen Bedürfnisse von Frauen ernst nimmt.

Die Erkenntnisse aus den Büchern über den Sexismus in der Medizin zeigen, dass Frauen noch immer nicht angemessen behandelt und wahrgenommen werden. Es besteht ein dringender Bedarf an Veränderungen in der medizinischen Praxis, um die Geschlechterungleichheit zu überwinden.