Solidarität für Emiş Gürbüz: Offener Brief zu Hanau

Eine kontroverse Pressemitteilung der Hanauer Rathaus-Koalition hat kürzlich für Aufsehen gesorgt. In dieser wurden die Äußerungen von Emiş Gürbüz, der Mutter eines Opfers des rassistischen Anschlags in Hanau, scharf kritisiert. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Ute Schwarzenberger äußerte den Wunsch, dass “Frau Gürbüz die Kraft habe, ihren Hass zu überwinden, um sich künftig respektvoll zu äußern”. Diese Äußerungen führten zu einem offenen Brief von 222 Journalist*innen, Autor*innen und Kulturschaffenden, in dem sie eine öffentliche Korrektur der Aussagen und eine Entschuldigung bei Emiş Gürbüz forderten.

Die Kritik der Koalition entstand nach einer Rede von Emiş Gürbüz bei einer Gedenkveranstaltung, in der sie die Stadt Hanau deutlich für Versäumnisse beim Anschlag und der Aufarbeitung kritisierte. Die Unterzeichnenden des Briefs bezeichneten die Worte und Haltung der Rathaus-Koalition als “beschämend, erschütternd und inakzeptabel”. Sie betonten, dass die Familien der Opfer keine Statist*innen seien, die Versöhnlichkeit oder PR für die Stadt schulden.

Empörung entbrannte auch über die Aussagen der Rathaus-Koalition zur Staatsbürgerschaft von Gürbüz. Die Politiker*innen hatten öffentlich gefragt, warum sie die deutsche Staatsbürgerschaft beantrage. Dies wurde als Verletzung von Persönlichkeitsrechten und als gefährlich in einer Gesellschaft, in der Rassismus zunimmt, kritisiert. Der Republikanische Anwält*innen-Verein (RAV) bezeichnete das Vorgehen der Koalition als Ausdruck eines autoritären Staatsverständnisses.

Die Rathaus-Koalition behauptete zudem, dass Gürbüz bei der Premiere des Films “Das Deutsche Volk” auf der Berlinale gesagt habe, dass sie Deutschland, Hanau und den Oberbürgermeister hasse. Diese Aussage wurde von Gürbüz zurückgewiesen, jedoch von anderen Premierengästen bestätigt.

Der Oberbürgermeister von Hanau, Claus Kaminsky, unterstützte die Aussagen der Koalition und erklärte, dass das Gedenken in reduziertem Rahmen fortgesetzt werde. Er äußerte Verständnis für harte Reden einiger Angehöriger der Opfer, betonte jedoch, dass er persönliche Angriffe nicht dulden werde. Kaminsky kündigte an, nicht den juristischen Weg zu gehen und die Sache als geklärt zu betrachten. Die Hanauer SPD-Fraktion plant, sich in den kommenden Tagen zur Kritik zu äußern.

Inmitten dieser Kontroverse hat sich eine starke Solidarität für Emiş Gürbüz und die Initiative “19. Februar” gezeigt. Die Forderung nach Respekt, Anerkennung und Anteilnahme für die Hinterbliebenen der Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau ist klar und deutlich. Es bleibt abzuwarten, wie die Hanauer Rathaus-Koalition auf den offenen Brief und die Kritik reagieren wird.