Die AfD in Schwaben: Eine aufstrebende Volkspartei in der Region

In der beschaulichen Gemeinde Kirchhaslach, nur wenige Kilometer von Babenhausen entfernt und umgeben von idyllischen Wäldern und Wiesen, hat sich ein bemerkenswertes Phänomen gezeigt. Trotz einer beeindruckenden Wahlbeteiligung von 86,5 Prozent haben ganze 38,3 Prozent der Bürgerinnen und Bürger hier ihre Stimme der AfD gegeben. Bürgermeister Franz Grauer, ein Vertreter der CSU/Freien Wählerschaft, zeigt sich am Tag nach der Wahl maximal frustriert. “Ich habe keine Ahnung”, gesteht er, während er eilig zu einem Termin eilt. “Wir sind eine schuldenfreie Gemeinde, wir haben keine Asylbewerber”, fügt er hinzu, verwirrt über das hohe AfD-Ergebnis.

Die Migration ist ein zentrales Thema, das die Menschen in Kirchhaslach besonders beschäftigt. Gabi Stölzle, die Besitzerin der örtlichen Metzgerei, erzählt von den Gründen hinter dem starken Abschneiden der AfD. “Weil die anderen den Karren an die Wand gefahren haben”, erklärt sie in ihrem schwäbischen Dialekt. Sie spricht von einer jungen Clique, die nach rechts abgedriftet ist und betont, dass viele hier keine Scheu mehr davor haben, zur AfD zu stehen. Die Flüchtlingsfrage bewegt sie ebenfalls. “Ich habe nichts gegen Fremde, aber sie sollen zum Schaffen gehen”, sagt sie. “Das ganze Geld, das an die Flüchtlinge geht, fehlt doch woanders.”

Experten wie der wahrscheinliche neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und CSU-Chef Markus Söder betonen ihre Pläne zur massiven Einschränkung der Zuwanderung. Dennoch erklärt ein Kunde zwischen zwei Schnittwurstbestellungen: “Ich habe die gewählt, die wirklich abschieben wollen.” Die Präsenz von Rechtsextremen in den Reihen der AfD scheint für viele zweitrangig zu sein, da sie sich vor allem von der starken Anti-Migrationspolitik der Partei angezogen fühlen.

Die Gemeinde Kirchhaslach ist nicht allein in ihrem starken Zuspruch zur AfD. Bayernweit liegt das Zweistimmenergebnis der Partei bei 19 Prozent, was unter dem Bundesschnitt liegt. Die CSU behält jedoch die Oberhand und gewinnt alle Direktmandate. In den meisten Gemeinden wird die AfD zur zweitstärksten Kraft. Interessanterweise wählen Menschen in Gegenden, in denen die AfD schwach ist, häufig die Grünen.

Im Unterallgäu, zu dem Kirchhaslach gehört, ist das Wahlergebnis für die Grünen mit 2,9 Prozent bescheiden. Landrat Alex Eder, selbst bei den Freien Wählern, rätselt über die Gründe hinter dem starken Abschneiden der AfD. “Das Unterallgäu war immer schon ein tendenziell konservativer Landkreis. Möglicherweise fühlen sich stark konservativ geprägte Menschen zunehmend enttäuscht von den etablierten Parteien”, spekuliert er.

Die Metzgereibesitzerin Gabi Stölzle bestätigt diesen Eindruck und spricht von einem starken Protestelement in der Wahlentscheidung. “Wenn die anderen Parteien einen guten Job machen, dann wird die AfD auch wieder schwächer”, meint sie. Sie selbst würde Schwarz-Blau bevorzugen, wie viele andere in Kirchhaslach. Eine gewisse Radikalität der AfD sei jedoch nicht zu leugnen, doch ein gewisses Maß an Einflussnahme könnte laut Stölzle nicht schaden.

In Kirchhaslach, wo die malerische Landschaft und die barocke Wallfahrtskirche im Ortskern eine friedliche Atmosphäre schaffen, wird die politische Landschaft von der AfD maßgeblich beeinflusst. Trotz der Verwirrung und Enttäuschung, die nach der Wahl herrscht, scheint die Partei hier fest verwurzelt zu sein. Mit Blick auf die Zukunft bleibt abzuwarten, ob sich die politische Landschaft weiter wandelt oder ob die etablierten Parteien in der Lage sind, die Wähler wieder für sich zu gewinnen.