Elternmord: Menendez-Brüder kämpfen um neuen Prozess
Vor 35 Jahren, am 20. August 1989, erschütterte ein grausames Verbrechen die wohlhabende Nachbarschaft von Beverly Hills. Das reiche Ehepaar Menendez, bestehend aus Jose und Kitty Menendez, wurde in ihrem eigenen Zuhause brutal erschossen. Die mutmaßlichen Täter? Ihre eigenen Söhne, Lyle und Erik Menendez.
Die jungen Brüder, damals 18 und 21 Jahre alt, wurden sechs Monate nach dem blutigen Vorfall in Beverly Hills festgenommen und im Anschluss wegen Doppelmordes schuldig gesprochen. Seit 1990 sitzen sie hinter Gittern, ohne Aussicht auf Freilassung. Ihr Fall erlangte weltweite Bekanntheit und wurde kürzlich durch die Netflix-Serie “Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez” wieder in den Fokus gerückt.
Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit
Nach jahrelangen Bemühungen, einen neuen Prozess zu erwirken und sich aus der Haft zu befreien, erlitten die Menendez-Brüder nun einen herben Rückschlag. Der neue Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Nathan Hochman, hat sich öffentlich gegen ihren Antrag auf ein neues Verfahren ausgesprochen. Er äußerte Zweifel an den neu vorgebrachten Beweismitteln der Verteidigung und empfahl dem Gericht, den Antrag abzulehnen. Eine Gerichtsanhörung ist für Ende März anberaumt.
Die Frage, die den Kern des Falls bildet, ist nach wie vor ungelöst: Haben die Menendez-Brüder ihre Eltern aus Habgier erschossen, oder handelte es sich um einen Akt der Notwehr gegen jahrelangen sexuellen Missbrauch? Während die Staatsanwaltschaft von Los Angeles die Brüder als kaltblütige Mörder darstellt, betonen ihre Anwälte und Unterstützer die traumatischen Erfahrungen, die sie als Opfer von sexuellem, psychischem und körperlichem Missbrauch durch ihre Eltern durchlebt haben.
Erfolglose Versuche auf Freilassung
Die Anwälte der Menendez-Brüder haben bereits einen Antrag auf Gnade beim kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom eingereicht, während die Familie der Mordopfer sich gespalten zeigt. Die Geschwister von Jose und Kitty Menendez haben Stellung bezogen – während Joan Vandermolen, die 93-jährige Schwester von Kitty Menendez, die Freilassung ihrer Neffen unterstützt, ist Teresita Baralt, die Schwester von Jose Menendez, gegen eine mögliche Haftentlassung.
Die Menendez-Brüder selbst beteuern ihre Unschuld und hoffen darauf, nach 35 Jahren endlich ein faires Verfahren zu bekommen. Die Netflix-Serie und die jüngsten Entwicklungen in ihrem Fall haben die Aufmerksamkeit erneut auf das schicksalhafte Verbrechen und die Frage nach Gerechtigkeit gelenkt.
Experteneinschätzung und juristische Hürden
Hochman und sein Team haben mehr als 50.000 Seiten von alten Prozessunterlagen gesichtet, mit Anwälten, Ermittlern und Familienangehörigen gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Beweise für einen neuen Prozess nicht ausreichend sind. Trotzdem bleibt die Möglichkeit einer Neuverurteilung mit einem geringeren Strafmaß im Raum, wie es von Hochmans Vorgänger, George Gascón, vorgeschlagen wurde.
Die Frage nach männlichen Opfern von sexueller Gewalt und die Sensibilität des Justizsystems gegenüber solchen Fällen stehen im Zentrum der Diskussion um den Fall Menendez. Während die Brüder weiterhin um ihre Freiheit kämpfen, bleibt die Zukunft ungewiss. Die Gerichtsanhörung im März wird entscheidend sein für ihr Schicksal – und für die Erinnerung an die tragische Geschichte der Familie Menendez.