Die Wahrheit sagen: Eine Geschichte über Verantwortung
Die renommierte Schauspielerin Tilda Swinton erhielt kürzlich den Ehren-Bären für ihr Lebenswerk auf der Berlinale. Doch wie viele Filme hat sie tatsächlich auf dem renommierten Festival präsentiert? “Ich habe leider auch nicht gezählt. Jemand hat mir gesagt, dass es 26 gewesen sein sollen. Das ist wohl ein Rekord. Klingt ja auch nach ziemlich viel, oder? Aber so ganz überzeugt bin ich nicht. Andererseits blicke ich auf 40 Jahre in meiner Karriere zurück”, erklärt sie gelassen.
Ein besonderer Moment war die Auswahl ihres eigenen Films für die Vorführung anlässlich der Preisverleihung. “Friendship’s Death” aus dem Jahr 1987, der sich mit dem jordanischen Bürgerkrieg befasst, wurde im Zoo Palast präsentiert. Ein Ort voller Erinnerungen für Swinton, der sie an vergangene Zeiten erinnerte. “Dieser Moment war wie eine Zeitreise zu meinen Kinoanfängen. Ich schlug quasi in meinem Kopf ein altes Bilderbuch auf.”
Doch was viele überraschen mag, ist Swintons klare Ablehnung, sich als Schauspielerin zu bezeichnen. “Ich wollte nie Schauspielerin werden und will es auch heute nicht. Ich wusste aber immer, dass ich mit Filmemachern zusammenarbeiten will. Ich habe in den vergangenen vier Jahrzehnten hauptsächlich als Performerin gearbeitet. Das war das Wichtigste”, erklärt sie entschieden.
Swinton erzählt von ihrer unkonventionellen Karriere und ihrer Zeit als Schriftstellerin. “Ich kam als Schriftstellerin an die Universität von Cambridge. Deshalb bekam ich dort einen Platz. Aber kaum war ich dort, hörte ich auch schon auf zu schreiben. Ich geriet in eine Krise”, gesteht sie offen. Doch die Begegnung mit Freunden aus der Theaterszene brachte sie zurück auf den richtigen Weg. “Manchmal denke ich, dass das Spielen meine Art des Schreibens ist.”
Die Schauspielerin, die für ihre vielfältigen Rollen bekannt ist, darunter die Eisprinzessin in den „Chroniken von Narnia”-Filmen, betont ihre Liebe zur Zusammenarbeit mit Regisseuren. “Man muss Regisseure mögen und lieben. Unmöglich, es nicht zu tun”, erklärt sie. “Wie schaffen sie es denn, trotzdem exzellent zu arbeiten? Das könnte ich nicht, und ich will es auch nicht. Das Leben ist zu kurz. Ich will eine schöne Zeit mit guten Menschen haben.”
Bei der Verleihung des Ehren-Bären überraschte Swinton mit einer politischen Rede, in der sie die Macht der Regierten betonte. “In diesen Tagen, in denen die Demokratie zumindest nominell noch existiert, haben wir die Macht. Diese Personen an der Spitze sind nur deshalb von Bedeutung, weil wir sie in eine Machtposition gebracht haben. Aber wir sind die eigentlich Mächtigen”, erklärt sie leidenschaftlich.
Swinton spricht auch über ihre tiefe Verbundenheit mit dem Kino und betont die Bedeutung von Wahrheitsfindung in der Filmbranche. “Das Kino ist wie ein sicheres Zuhause. So etwas wird immer wertvoller”, erklärt sie nachdenklich. Sie erinnert sich an einen prägenden Moment aus ihrer Kindheit in einer kleinen Kirche in Schottland, der sie politisch sensibilisierte. “Das Thema Ungerechtigkeit lag plötzlich auf dem Tisch.”
Die Schauspielerin reflektiert über die Rolle des Kinos als Plattform für Wahrheitsfindung und betont die Bedeutung von politischen Stellungnahmen in der Filmindustrie. “Alles im Leben ist politisch in dem Sinn, dass alles sozial ist”, erklärt sie. “Die Berlinale ist ein aufgeschlossenes Festival. Das habe ich hier immer geliebt. Ehrlich gesagt: Ich begreife die Idee gar nicht, etwas als unpolitisch zu betrachten.”
Abschließend betont Swinton ihre Hoffnung auf eine Zeit des Schreibens und Reflektierens. “Das Performen war eine Art Nebenbeschäftigung, sozusagen ein vierzigjähriger Umweg”, reflektiert sie. “Ich hoffe, dass ich bald den ganzen Tag schreiben werde.”
Tilda Swintons Geschichte ist eine inspirierende Reise durch die Welt des Kinos, geprägt von Leidenschaft, Engagement und dem Streben nach Wahrheit. Ihre Worte und Taten erinnern uns daran, die Verantwortung zu übernehmen und stets die Wahrheit zu sagen.