Russland bringt Militärgerät aus Syrien in die Ostsee: Hintergrund und Bedeutung

Der Rücktransport des in Syrien eingesetzten russischen Militärgeräts erreicht in dieser Woche die Ostsee. Nach einer knapp dreiwöchigen Reise hat am Dienstagmittag der erste Verband den Fehmarnbelt passiert. Einsatzkräfte der Bundespolizei und der dänischen Marine sind vor Ort.

Schwerer Rückschlag für Russland im Mittelmeer

Es gilt als schwerer Rückschlag für die russischen Interessen rund ums Mittelmeer: Nach dem Sturz des Assad-Regimes musste die russische Marine Ende Januar im Mittelmeer einen Konvoi bilden, um militärisches Gerät in die Heimat zu bringen. Zwei Landungsschiffe, zwei Frachtfähren und ein Tanker sind seither unterwegs. Sie bringen Militärfahrzeuge, Munition und Ausrüstung aus dem syrischen Tartus nach St. Petersburg und Kaliningrad.

Besondere Aufmerksamkeit für die russischen Panzerlandungsschiffe

Vor allem die russischen Panzerlandungsschiffe „Ivan Gren“ und „Aleksandr Otrakovskiy“ stehen jetzt im Fokus von Nato-Einheiten. Sie sind voll beladen. Die „Ivan Gren“ ist derzeit das größte Landungsschiff der russischen Marine außerhalb des Schwarzen Meeres. Das 135 Meter lange und 6600 Tonnen verdrängende Landungsschiff gehört wie die „Aleksandr Otrakovskiy“ zur Nordflotte und wurde erst 2018 in Dienst gestellt. Ebenfalls für den Materialtransport eingesetzt werden die RoRo-Frachter „Sparta“ und „Sparta II“, die eine russische Reederei 2016 von deutschen Reedern gekauft hat. Sie wurden damals speziell für die Versorgung der russischen Truppen in Syrien angeschafft.

Rückführung des Geräts aus Syrien in die Ostsee: Eine enorme Herausforderung

Die Rückführung des Geräts aus Syrien in die Ostsee ist für die russische Armee eine enorme Herausforderung, aber auch eine Schande. „Das ist ein Akt der Verzweiflung“, sagt Sebastian Bruns, Politikwissenschaftler und Marineexperte am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK). „Es zeigt, dass es Russland nicht gelungen ist, einen Stützpunkt im Mittelmeer als Ersatz für den syrischen Hafen Tartus aufzubauen.“ Die Frage, welche Bedrohung von dem nun zurückgeführten Gerät ausgeht, sei schwer zu beurteilen. „Es ist sicher nicht das Tafelsilber der russischen Armee, aber es ist Kriegsgerät“, so Bruns.

Nato mit starken Kräften vor Fehmarn

Der große russische Konvoi war am Montag im Kattegat geteilt worden. Während die „Aleksandr Otrakovskiy“, der Frachter „Sparta“ und der Tanker „General Skobelev“ durch den Fehmarnbelt in die Ostsee fuhren, warten die „Ivan Gren“ und die „Sparta II“ noch vor Skagen. Seit Tagen werden die russischen Einheiten auf ihrer Fahrt von Nato-Einheiten beobachtet und begleitet. Im Fehmarnbelt war die Bundespolizei mit dem Einsatzschiff „Neustadt“ gemeinsam mit der dänischen Marine vor Ort. Die Durchfahrt durch die engen Gewässer des Fehmarnbelts wurde genau beobachtet. Zu Zwischenfällen kam es nicht, da sich die russischen Einheiten strikt an die Verkehrsregeln hielten. Vor Gedser übernahm die Korvette „Erfurt“ den Geleitschutz. Auch die Luftwaffe schickte am Montag von Jagel aus einen Tornado-Jet zur Aufklärung ins Kattegat. Auch die schwedische und die niederländische Marine beteiligen sich an der Überwachung der russischen Einheiten. Die Nato hat für solche Fälle einen eigenen Einsatzverband in der Ostsee, an dem auch der Kieler Minenjäger „Datteln“ beteiligt ist.