Kreml-Kritiker Nawalny gestorben: Zukunft der russischen Opposition ungewiss

Moskau, taz – Vor einem Jahr verstarb der russische Oppositionspolitiker Alexei Nawalny. Die Opposition befindet sich heute im Exil oder im Untergrund und ist tief gespalten. Diese Entwicklungen kommen dem Kreml sehr gelegen.

Süße Gesten am Grab
Ein Jahr nach seinem Tod findet man am Grab von Alexei Nawalny in Borissowo, einem unscheinbaren Friedhof im Moskauer Stadtteil, eine Vielzahl von Erinnerungsstücken. Von Bonbons und Bärchen-Gebäck bis hin zu einer Gummiente mit einer Nachricht der Trauer: „Wir denken an dich, du fehlst.“ Diese kleinen Gesten der Erinnerung zeigen, wie sehr Nawalny von seinen Anhängern vermisst wird.

Ein Leben im Exil
Der Tod von Nawalny hat der russischen Opposition die Hoffnung genommen. Viele Russen sahen in ihm die Verkörperung eines „wunderbaren Russlands der Zukunft“, auch wenn sie nicht alle seine Ideen unterstützten. Sein Tod hat eine tiefe Erschütterung im Land hinterlassen, geprägt von Absurditäten und Menschenverachtung seitens des Regimes.

Trauer und Angst
Am Friedhof in Borissowo herrscht Stille. Eine getigerte Katze streift zwischen den Gräbern umher, während junge Männer sich am Grab versammeln. Sie wissen, dass Kameras sie beobachten und dass jeder kritische Gedanke Gefahr mit sich bringt. Trotzdem stehen sie hier, um Nawalny zu gedenken und von einer ungewissen Zukunft zu träumen.

Das Erbe Nawalnys
Mit dem Tod von Nawalny hat die Bedeutung des Wortes „Opposition“ in Russland eine neue Dimension erreicht. Diejenigen, die sich politisch äußern, werden vom Regime als vogelfrei erklärt und strafrechtlich verfolgt. Es gibt keine politische Opposition mehr, nur noch Untergrundaktivitäten und politische Emigranten.

Hass und Spaltung
Die russische Opposition ist zersplittert und von gegenseitigem Hass geprägt. Fraktionen wie die Antikorruptionsstiftung FBK und Gruppen um Ex-Oligarchen wie Michail Chodorkowski sind uneins über die Ursachen der politischen Unterdrückung in Russland. Die Meinungsverschiedenheiten führen zu digitalen Fehden und einer weiteren Spaltung der Opposition.

Einigkeit gegen Putin
Einige freigelassene Oppositionspolitiker versuchen, eine gemeinsame Front gegen Putin zu bilden. Doch auch sie stoßen auf Widerstand und Kritik innerhalb der Opposition. Diskussionen über Moral, Schuld und die richtige Strategie dominieren die Gespräche, während der Kreml weiterhin das politische Leben in Russland kontrolliert.

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