Homeschooling-Widerstand: Eltern kämpfen um Bildung ihrer Kinder in Amerika

In den USA gibt es einen bemerkenswerten Trend, der von ehemaligen Präsidenten Trump unterstützt wird: Immer mehr Kinder werden zu Hause unterrichtet. Die Beweggründe dafür sind vielfältig und reichen von finanziellen Aspekten über Sicherheitsbedenken bis hin zur Sorge vor ungeeigneten Lehrinhalten. Doch für die Befürworter des Homeschooling geht es um weit mehr als nur um die Bildung der Kinder – es geht um die Zukunft der Nation.

Bethany Mandel, eine 38-jährige Autorin, öffnet vorsichtig eine Schublade in ihrem Wohnzimmer, in der Rechenschieber und Lernspielzeug für ihre sechs Kinder verstaut sind. Mandel ist eine von vielen Müttern in den USA, die ihre Kinder zu Hause unterrichten. Diese Schulform erfreut sich seit Beginn der Corona-Pandemie immer größerer Beliebtheit und hat die Zahl der Heimunterrichte mindestens verdoppelt.

Ein Hauptgrund für das Homeschooling liegt in dem Misstrauen gegenüber staatlichen Schulen, die Lehrinhalte vermitteln, die von einigen Eltern als unangemessen empfunden werden. Ein Thema, das auch von Trump und seinen Republikanern regelmäßig aufgegriffen wird. Die Politik hat einen starken Einfluss auf die Bildung, was zu hitzigen Diskussionen und einem wachsenden Trend des Homeschooling in den USA führt.

Rebellion gegen Einmischung des Staates

Für viele konservative Amerikaner geht es bei der Frage der Erziehung ihrer Kinder weit über die Politik hinaus. Es ist ein Kampf um die Zukunft der Nation, wie Vernadette Broyles, Anwältin für Familienrecht und konservative Aktivistin, betont. Die Diskussion darüber, ob Kinder den Eltern gehören oder dem Staat, ist ein zentraler Punkt in dieser Debatte. Die Einmischung des Staates in die Bildung der Kinder wird von vielen konservativen und religiösen Amerikanern als Bedrohung empfunden.

Die Politisierung des Bildungssektors führt zu einer starken Polarisierung zwischen konservativen und progressiven Ideen. Die Frage nach elterlichen Rechten und der Einfluss des Staates auf die Erziehung der Kinder beschäftigt nicht nur die Politik, sondern auch die Verfassungsrichter. Die Diskussion um Homeschooling und die Freiheit der Eltern, ihre Kinder zu erziehen, ist zu einem zentralen Thema in den USA geworden.

Gewaltausbrüche an öffentlichen Schulen

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der viele Eltern dazu bewegt, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten, ist die Sicherheit. Gewaltausbrüche und Mobbing an öffentlichen Schulen sind ein ernstes Problem, das viele Eltern besorgt. Die steigende Zahl von Amokläufen an Schulen seit der Pandemie hat die Angst vieler Eltern verstärkt. Die Sicherheit der Kinder steht daher an erster Stelle für viele, die sich für Homeschooling entscheiden.

Das Vorurteil, dass Homeschooling-Kinder abgeschottet und „ent-sozialisiert“ werden, ist jedoch ein Mythos. Die meisten Homeschooling-Familien bieten ihren Kindern eine ausgewogene soziale Interaktion durch Sportclubs, Sommercamps und andere Aktivitäten. Homeschooling bedeutet nicht zwangsläufig Isolation, sondern bietet den Kindern eine individuelle und vielfältige Lernerfahrung.

Die Diskussion über Homeschooling und die Zukunft der Bildung in den USA ist komplex und kontrovers. Die Auseinandersetzung zwischen konservativen und progressiven Ideen prägt die Debatte, während Eltern ihre Kinder in einer sicheren und förderlichen Umgebung aufwachsen sehen wollen. Die Frage nach elterlichen Rechten und der Einfluss des Staates wird weiterhin eine wichtige Rolle in der Bildungspolitik der USA spielen.

Stefanie Bolzen, US-Korrespondentin für WELT, berichtet aus Washington, D.C. über die Entwicklungen im Bildungssystem und die Herausforderungen, denen sich Eltern und Kinder in den USA gegenübersehen. Ihre Berichterstattung bietet Einblicke in die Vielfalt der Schulformen und die Debatten über die Zukunft der Bildung in Amerika.