Der Fotograf von den syrischen Folterbildern hat seine Identität enthüllt: Oberleutnant Farid al-Madhan, auch bekannt als „Caesar“, war als Militärfotograf im syrischen Bürgerkrieg tätig und dokumentierte dort grausame Verbrechen in den Leichenhallen der Armee Assads. In einem bewegenden Interview mit dem katarischen Sender Al-Dschasira offenbarte er nun seine wahre Identität und erzählte seine eigene Geschichte.
Als Leiter der Abteilung für forensische Beweise bei der Militärpolizei in Damaskus war al-Madhan maßgeblich an der Dokumentation von Folter- und Mordopfern beteiligt. Seine Fotos, die zwischen 2011 und 2013 entstanden, zeigen das Ausmaß der Grausamkeiten, denen unschuldige Menschen in den syrischen Gefängnissen ausgesetzt waren. Mit ungeheurer Tapferkeit und Entschlossenheit schmuggelte er rund 55.000 dieser Bilder aus dem Land, um der Welt die schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bezeugen.
Seine Enthüllung als „Caesar“ markiert einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des syrischen Bürgerkriegs. Seine Aussagen vor dem Kongress der Vereinigten Staaten führten zur Verabschiedung des „Caesar-Gesetzes“, das 2020 Sanktionen gegen Baschar al-Assad, seine Frau Asma und zahlreiche Unterstützer zur Folge hatte. Die „Caesar“-Fotos dienten auch als entscheidende Beweismittel in Gerichtsverfahren gegen die Verantwortlichen für Mord und Folter im syrischen Staat in Ländern wie Deutschland, den Niederlanden und Frankreich.
In dem Al-Dschasira-Interview beschrieb sich al-Madhan als „Sohn eines freien Syrien“ und betonte seine Verbindung zur Stadt Daraa, dem Ausgangspunkt der syrischen Revolution. Als der Bürgerkrieg 2011 ausbrach, wurde er beauftragt, Opfer der Inhaftierung zu fotografieren, darunter alte Männer, Frauen und Kinder, die willkürlich festgenommen und grausam misshandelt wurden.
Die Bilder, die er sammelte, zeigen das unermessliche Leid dieser unschuldigen Opfer und dienen als Mahnmal für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die im syrischen Bürgerkrieg begangen wurden. Um die Fotos außer Landes zu schmuggeln, versteckte er sie in einem USB-Stick, den er in seinen Socken oder einem Laib Brot verbarg – eine riskante und mutige Tat, die sein Leben in Gefahr brachte.
Der syrische Bürgerkrieg, der vor mehr als einem Jahrzehnt begann, hat unzählige Leben gefordert und das Land in Chaos gestürzt. Mit über 500.000 Toten ist er eine der blutigsten Konflikte der jüngeren Geschichte. Der Sturz von Baschar al-Assad und die Machtübernahme der HTS-Miliz markieren eine neue Ära in der politischen Landschaft Syriens, die von Unsicherheit und Hoffnung geprägt ist.
Die Geschichte von „Caesar“ ist ein Symbol für den unerschütterlichen Mut und die Entschlossenheit eines einzelnen Menschen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Gerechtigkeit für die Opfer zu fordern. Seine Enthüllung wird die Welt weiterhin an die Gräueltaten erinnern, die im Namen der Macht und des Regimes begangen wurden, und als Mahnung dienen, dass die Stimmen der Unterdrückten und Unschuldigen niemals zum Schweigen gebracht werden können.