Die langwierigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesellschaft sind auch fünf Jahre nach dem ersten Auftreten des Virus weiterhin spürbar. Besonders Kinder und einsame Menschen in Altenheimen haben unter den strengen Schutzmaßnahmen gelitten, die notwendig waren, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Ein renommierter Soziologe aus Mainz hat sich eingehend mit den Langzeitfolgen befasst und beschreibt, wie sich das gesellschaftliche Leben in den letzten fünf Jahren verändert hat.
### Ein gesteigertes Risikobewusstsein und ein neuer Umgang mit dem Körper
In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur betont der Soziologe Stefan Hirschauer, dass sich das Risikobewusstsein der Menschen in den letzten Jahren deutlich erhöht hat. Die Präsenz von Desinfektionsspendern in der Öffentlichkeit und die Verwendung von Masken bei Infektionen sind mittlerweile zur Normalität geworden. Darüber hinaus hebt Hirschauer hervor, dass sich das Bewusstsein für den eigenen Körper als ein kostbares Gut verstärkt hat.
### Die Veränderung von Grußritualen und sozialen Interaktionen
Die traditionellen Grußrituale, wie der Handschlag zur Begrüßung, haben während der Pandemie an Selbstverständlichkeit verloren. Es wird weniger umarmt und geküsst, auch von Fremden. Der Soziologe betont die Bedeutung dieser Rituale für die Beziehungspflege und warnt davor, dass ihr Wegfall langfristige Schäden in den sozialen Interaktionen verursachen kann. Die Pandemie hat auch zu einer Verdichtung des privaten Lebens geführt, die insbesondere in den engen Räumen von Wohnungen belastend war.
### Gesundheit und Wirtschaft im Fokus
Während die Politik sich hauptsächlich auf Gesundheit und Wirtschaft konzentrierte, blieben andere gesellschaftliche Aspekte oft unberücksichtigt. Menschen, die beispielsweise unter der Verdichtung des privaten Lebens litten, fanden wenig Beachtung in den politischen Entscheidungsprozessen. Die langanhaltende Unsicherheit über die Gefährlichkeit des Virus prägte die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, obwohl Corona nicht mit so tödlichen Krankheiten wie Ebola vergleichbar war.
Das Aggressionsniveau in der öffentlichen Meinungsbildung stieg während der Pandemie an und hat bis heute nicht abgenommen. Die verstärkte Nutzung von sozialen Medien und die zunehmende Selbstbezogenheit der Menschen trugen zu einer Verschärfung der Informations- und Meinungsbildung bei. Dies führte zu einer Spaltung zwischen der rationalen Politik und den irrationalen gesellschaftlichen Entwicklungen.
### Entmischung und Fragmentierung in der Gesellschaft
Die Pandemie hat zu einer Entmischung und Fragmentierung der Gesellschaft geführt, da öffentliche Veranstaltungen und Begegnungsstätten wegfielen. Die Vielfalt der Meinungen und die interkulturelle Begegnung, die zuvor an solchen Orten stattfanden, wurden stark eingeschränkt. Dies hatte einen negativen Einfluss auf die gesellschaftliche Zusammengehörigkeit und den Austausch von unterschiedlichen Standpunkten.