Die politischen Präferenzen von Wähler:innen mit Migrationshintergrund sind vielfältig und überraschend. Obwohl es zunächst widersprüchlich erscheinen mag, unterstützen einige von ihnen die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD). Ein solcher Wähler, Harun Aydin, hat seine Gründe, warum er die AfD wählt.
Die Perspektive eines AfD-Wählers
Harun Aydin, ein gebürtiger Berliner in seinen dreißiger Jahren, arbeitet in einem Späti in Kreuzberg. Er stammt aus einer Familie von Gastarbeitern, die in den 1970er Jahren nach Deutschland kamen. Obwohl viele seiner Bekannten mit Migrationshintergrund überrascht sind, wenn sie hören, dass er die AfD wählt, bleibt Aydin standhaft. Er erklärt, dass die AfD nicht alle Ausländer abschieben möchte, sondern sich auf diejenigen konzentriert, die angeblich vom Staat leben. Aydin betont, dass er sich als Deutscher fühlt und dass Deutschland seine Heimat ist.
Obwohl seine Familie, insbesondere seine Großeltern, seine Entscheidung nicht versteht und eher die SPD unterstützen würden, bleibt Aydin bei seiner Überzeugung. Er bereut sogar, dass er bei der letzten Wahl die SPD gewählt hat, da er der Meinung ist, dass auch diese Partei Abschiebungen durchführt. Für Aydin ist die AfD die einzige Partei, die seine Anliegen und Forderungen vertritt.
Experteneinsichten und politische Partizipation
Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) nehmen Menschen mit Migrationshintergrund tendenziell seltener an Wahlen teil als Personen ohne Migrationshintergrund. Insbesondere türkeistämmige Wähler:innen zeigen eine niedrigere Wahlbeteiligung. Die Studie zeigt auch, dass etwa 8 Prozent der türkeistämmigen Wähler:innen die AfD unterstützen, während die Mehrheit ihre Stimme eher sozialdemokratischen oder grünen Parteien gibt.
Integrations- und Migrationsforscher Özgür Özvatan aus Berlin erklärt, dass türkeistämmige Menschen oft ihre Integration über Leistung definieren, ähnlich wie Harun Aydin. Er betont auch die Unterschiede in den Parteipräferenzen zwischen verschiedenen Migrantengruppen.
Eine weitere interessante Gruppe sind die Russlanddeutschen, deren Wahlbeteiligung im Vergleich zu türkeistämmigen Wähler:innen höher liegt. In unsicheren Zeiten neigen auch sie dazu, rechtspopulistische Parteien wie die AfD zu unterstützen. Dies zeigt, dass das Wahlverhalten von Migrant:innen von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter konservative Werte und Reaktionen auf aktuelle Krisen.
Die Debatten über Migration und Identität in der Gesellschaft sind stark polarisiert, wie auch die Aktionen einiger AfD-Wähler wie Feroz Khan zeigen. Trotz Kritik und Diskussionen legen sie großen Wert darauf, dass die AfD ihre Anliegen und Ängste anspricht und ihnen eine Stimme gibt.
Insgesamt verdeutlicht die Vielfalt der politischen Präferenzen unter Wähler:innen mit Migrationshintergrund die Komplexität und Herausforderungen der politischen Landschaft in Deutschland. Während einige sich von der AfD angezogen fühlen, sehen andere Parteien wie die SPD als die bessere Vertretung ihrer Interessen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Dynamik in Zukunft entwickeln wird.