Regionale Unternehmen bevorzugen Investitionen im Ausland
In der schwäbischen Region stagniert das Wirtschaftswachstum seit über zwei Jahren, während die deutsche Wirtschaft insgesamt in einer ähnlichen Lage steckt. Eine kürzlich veröffentlichte Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Schwaben zeigt, dass mit Ausnahme der Dienstleistungsbranche alle Wirtschaftsbereiche in der Region unter der Wachstumsschwelle liegen.
Laut der Umfrage bewerten 22 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, während 47 Prozent sie als befriedigend und 31 Prozent als gut einschätzen. Der Hauptgeschäftsführer der IHK, Marc Lucassen, warnt vor einer zunehmenden Pessimismuswelle unter den Unternehmen. Ein großer Teil erwartet eine Verschlechterung der Lage in Zukunft, während nur wenige auf eine Verbesserung hoffen.
Die düsteren Aussichten haben Konsequenzen. Unternehmen benötigen Wachstum, und wenn dies in Deutschland nicht in Sicht ist, rücken ausländische Investitionen in den Fokus. Die Bereitschaft, in Deutschland zu investieren, sinkt seit drei Jahren kontinuierlich. Doch während in den letzten Monaten die Investitionsneigung im Ausland ebenfalls abnahm, haben sich die Investitionspläne der Unternehmen drastisch geändert. Die Bereitschaft, im Ausland zu investieren, ist sprunghaft gestiegen, während in Deutschland nur noch in den Status quo investiert wird.
Geld aus der Region fließt vermehrt ins Ausland. Laut der Umfrage ist das Hauptmotiv für Investitionen im Ausland für die Mehrheit der Unternehmen eine Kapazitätserweiterung. Im Inland hingegen stehen Ersatzbeschaffung und Rationalisierung an erster Stelle. Obwohl Auslandsinvestitionen nicht zwangsläufig negativ für die heimischen Standorte eines Unternehmens sind, warnt der IHK-Präsident Reinhold Braun vor den langfristigen Folgen für die heimische Wirtschaft.
Ein Großteil der Auslandsinvestitionen fließt in Länder der Eurozone. Doch zu viel Bürokratie in Deutschland erschwert den Unternehmen das Investieren. Lucassen betont, dass Deutschland im internationalen Vergleich mit der Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen hat.
Die EU muss sich auf ein hartes Ringen einstellen, da Nordamerika das zweitwichtigste Ziel für Investitionen aus der Region darstellt. Besonders die USA sind für viele Unternehmen attraktiv geworden. Die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump könnte dazu führen, dass es interessanter wird, in den USA Produktionsstandorte zu errichten.
Trotz der aktuellen Lage sieht Braun Chancen, den Trend umzukehren und wieder mehr in Deutschland zu investieren. Er weist auf die politischen Rahmenbedingungen, die schwache Inlandsnachfrage und die gestiegenen Arbeitskosten als größte Risiken hin, die jedoch alle veränderbar sind.