Südkorea: Ein Blick in die Zukunft der Altersversorgung und Bildung
Südkorea, ein Land mit einer der niedrigsten Geburtenraten weltweit, steht vor einer demografischen Herausforderung: Eine alternde Gesellschaft und ein Mangel an Fachkräften bedrohen die Stabilität des Landes. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, setzt Südkorea auf Künstliche Intelligenz (KI), um diesen Problemen zu begegnen. Deutschland könnte hierbei einige wichtige Lektionen lernen.
Die Rolle der Chatbots in der Bekämpfung von Einsamkeit
Ein innovativer Ansatz, mit dem Südkorea der Einsamkeit älterer Menschen entgegenwirken möchte, sind Chatbots. Diese virtuellen Assistenten rufen vereinsamte Senioren an und führen Gespräche mit ihnen, um soziale Interaktion zu fördern. Sollten bestimmte Stichworte wie „Krankheit“ oder „Stress“ fallen, leiten die Chatbots das Gespräch an einen menschlichen Mitarbeiter weiter. Diese Initiative zielt darauf ab, nicht nur emotionale Unterstützung zu bieten, sondern auch physische Hilfe zu leisten.
Eine Zukunft mit weniger Kindern und mehr Senioren
Die Geburtenrate in Südkorea liegt derzeit bei nur rund einem Kind pro Frau, was zu einer stark alternden Bevölkerung führt. Schätzungen zufolge könnte im kommenden Jahr bereits ein Fünftel der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Dieser demografische Wandel birgt ähnliche Herausforderungen wie in Deutschland: Ein steigender Anteil an Rentnern und ein Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an Fachkräften. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt Südkorea auf den Einsatz von KI-Technologien in Schulen.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Bildung
Südkorea hat bereits im Jahr 2022 begonnen, den Chatbot ChatGPT von OpenAI in Schulen einzuführen. Dieser wird in 351 ausgewählten „Digital Leading Schools“ getestet, um individuelle Lernmaterialien für Schüler zu entwickeln. Die Vision ist es, bis 2025 maßgeschneiderte Schulbücher zu erstellen, die auf die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Schülers eingehen. Dieser Ansatz ist Teil eines Bildungssystems, das stark auf standardisierte Tests ausgerichtet ist und Schülerinnen und Schüler bis zu 16 Stunden am Tag in der Schule verbringen lässt.
Die Innovationskraft der südkoreanischen Wirtschaft und ihre Schattenseiten
Südkorea zeichnet sich nicht nur durch seine stark alternde Gesellschaft aus, sondern auch durch eine blühende Wirtschaft. Neben Branchenriesen wie Samsung und Hyundai haben sich zahlreiche Startups entwickelt, die die Innovationskraft des Landes stärken. Unternehmen wie Naver, Kakao und Krafton sind zu bedeutenden Akteuren im Technologiesektor geworden. Diese Dynamik zeigt sich auch in konkreten Projekten wie der autonomen Buslinie A21 in Seoul, die bereits seit Ende 2023 in Betrieb ist.
Die Schattenseiten dieser Entwicklung sind jedoch nicht zu übersehen. Südkorea verzeichnete im Jahr 2023 die höchste Suizidrate unter den entwickelten Ländern weltweit, insbesondere bei jungen Menschen. Das harte Bildungssystem und der immense Druck auf die Schüler führen zu psychischen Belastungen und einem hohen Maß an stationären Aufnahmen aufgrund von psychischen Erkrankungen.
Die Bedeutung von Datenschutz und Ethik in der KI-Nutzung
Ein weiteres kontroverses Thema ist der Umgang mit Datenschutz in Südkorea. Die laxen Datenschutzgesetze ermöglichen es Unternehmen, wie SK Telecom, Senioren direkt mit Smart-Speakern zu überwachen. Obwohl dies dazu beitragen kann, frühzeitig auf Gesundheitsprobleme oder Vereinsamung zu reagieren, wirft es auch ethische Fragen auf. Die Balance zwischen dem Nutzen von KI-Technologien und dem Schutz der Privatsphäre ist eine Herausforderung, der sich Südkorea stellen muss.
Insgesamt zeigt die Entwicklung in Südkorea, wie Künstliche Intelligenz und innovative Technologien dazu beitragen können, gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Deutschland kann von diesen Erfahrungen lernen und möglicherweise ähnliche Ansätze in der eigenen Gesellschaft umsetzen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.