Britische Internierungslager auf Zypern: Eine vergessene Geschichte
Der Boden leuchtet rot von frischen Ackerfurchen, glänzend vom letzten Winterregen im Süden von Zypern. Hier wachsen die dicksten Kartoffeln, ideal für Pommes frites, umgeben vom Bauerndorf Xilotimbou. Doch vor fast 80 Jahren lebten hier nicht nur zypriotische Bauern, sondern auch Fremde, eingesperrt hinter Stacheldraht am Meer. Vergessen für lange Zeit, bis ein Gedenkstein am Ortsrand von Xilotimbou an sie erinnerte. “Eines der 2.000 Babys, die in den jüdischen Internierungslagern auf Zypern geboren wurden”, steht auf dem Stein geschrieben. Walter Frankenstein, heute 100 Jahre alt, war damals einer von ihnen und kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als die Briten ihn eingesperrt hatten, ohne jemals eine Entschuldigung zu erhalten.
Gedenken an den Holocaust: Ein Blick zurück
Vor 80 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, ein Ort des Grauens, wo rund 1,1 Millionen Menschen, hauptsächlich Jüdinnen und Juden, von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Vor 20 Jahren erklärten die Vereinten Nationen den Jahrestag der Auschwitz-Befreiung zum Internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust. In diesem Jahr findet eine Gedenkandacht in der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte statt, mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Gast.
Die Odyssee von Walter Frankenstein
Walter Frankenstein, ein deutscher Jude, überlebte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten mit Mut und Glück. Zusammen mit seiner Familie überlebte er die Schrecken des Holocausts und machte sich auf den Weg nach Palästina. Doch statt dort anzukommen, landete er auf Zypern, eingesperrt in den Internierungslagern der Briten. Seine Erinnerungen an die Zeit hinter Stacheldraht sind noch lebendig, von der Ankunft in Famagusta bis zur Entlassung nach Palästina im Jahr 1947.
Das Leben in den Lagern: Proteste und Solidarität
Die Internierungslager auf Zypern wurden im Sommer 1946 errichtet, um Einwanderer von einer Reise nach Palästina abzuschrecken. Die Bedingungen waren hart, doch die Insassen organisierten sich, von Streiks bis hin zu kleinen Gesten der Solidarität. Walter Frankenstein avancierte zum Lagerkoch und sorgte für Essen und Gemeinschaft inmitten des Stacheldrahts.
Das Ende einer Tragödie und die Erinnerung
Im Mai 1948 endete das britische Mandat über Palästina, und der Staat Israel entstand. Die Internierungslager auf Zypern wurden aufgelöst, und die Insassen durften endlich nach Israel ausreisen. Heute erinnern nur noch wenige Spuren an die Zeit hinter Stacheldraht, wie eine unscheinbare Tür in Larnaka, die auf eine kleine Freifläche führt, wo eine britische Wellblechhütte steht. Die Erinnerungen an eine furchtbare Zeit werden bewahrt, während sich die jüdische Gemeinde auf Zypern wieder aufgebaut hat.
Die Geschichte von Walter Frankenstein und den anderen Insassen der Internierungslager auf Zypern ist eine vergessene Kapitel der Holocaust-Überlebenden. Es war keine Konzentrationslager, betont Frankenstein, sondern ein Ort der Einsperrung hinter Stacheldraht. Eine Geschichte, die lange Zeit verborgen war, aber nun langsam ans Licht kommt, um nicht vergessen zu werden.