Jan van Aken im Interview: Linken-Chef fordert Nato-Austritt

In einem exklusiven Interview hat der Linken-Parteichef und Spitzenkandidat Jan van Aken eine kontroverse Forderung nach einem Nato-Austritt Deutschlands erhoben. Trotz der aktuellen Umfragewerte, die die Linkspartei stabil unter 5 Prozent sehen, verbreitet van Aken Zweckoptimismus. Er betont, dass die Stimmung innerhalb der Partei positiv ist und die Kampagne der drei prominenten Politiker Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch dazu beiträgt, die Chancen der Linken bei der bevorstehenden Wahl zu verbessern.

Van Aken erklärt, dass die Präsenz der “Silberlocken” in der Kampagne verdeutlicht, dass die Linke auch mit drei gewonnenen Direktmandaten erfolgreich sein kann. Er betont, dass eine Stimme für die Linke auch dann nicht verloren ist, wenn die Partei knapp unter der 5-Prozent-Hürde landet.

Lebenslauf des Linken-Chefs Jan van Aken

Geboren am 1. Mai 1961 in Glinde bei Hamburg, stammt Jan van Aken aus einer Arbeiterfamilie und engagierte sich schon früh politisch. Nach seinem Studium der Biologie und seiner Promotion war er als Gentechnikexperte bei Greenpeace tätig und arbeitete später als Biowaffeninspektor bei den Vereinten Nationen. Als Bundestagsabgeordneter für die Linke war van Aken in die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP involviert.

Van Aken gestand in einem Interview mit “Spiegel”-Moderator Markus Feldenkirchen, hinter dem Leaken geheimer Dokumente zu TTIP zu stehen. Er filmte die Dokumente im Leseraum für Abgeordnete heimlich ab. Diese Enthüllung sorgte für Aufsehen und war Teil seines Engagements für Transparenz und Bürgerrechte.

Die Nato auflösen: Europäische Sicherheit ohne Abschreckung?

Jan van Aken spricht sich für einen Nato-Austritt Deutschlands aus und argumentiert, dass die Europäer sich selbst um ihre Sicherheit kümmern sollten. Trotz der Ängste vieler Menschen vor einem Krieg betont van Aken, dass die europäischen Nato-Staaten zusammen ausreichend für die Landesverteidigung gerüstet sind. Er sieht keinen Widerspruch darin, auf Abschreckung zu verzichten und europäische Sicherheit zu stärken.

Van Aken weist darauf hin, dass die Entscheidung von Frankreichs Präsident Macron, die Sicherheit europäisch zu denken, eine logische Antwort auf die Unberechenbarkeit von US-Präsident Trump ist. Er betont, dass ein Nato-Austritt Deutschlands keine Probleme aufwerfe und im Gegenteil zu einer stärkeren europäischen Autonomie führen könne.

Populismus und politische Forderungen

In Bezug auf die populistischen Forderungen der AfD und anderer Parteien betont van Aken, dass es wichtig sei, zwischen gutem und schlechtem Populismus zu unterscheiden. Er kritisiert die Forderung der AfD nach einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben als gefährlich und irrelevant. Van Aken warnt davor, populistische Versprechen abzugeben, die nicht umgesetzt werden können.

Abschließend erklärt van Aken, dass die Forderungen der Linken nach einer Reichensteuer und Vermögensteuer keine leeren Versprechen seien, sondern notwendige Maßnahmen zur Umverteilung von Reichtum. Er betont, dass es darauf ankomme, die richtigen Fragen zu stellen und die politischen Versprechen realistisch zu gestalten, um Vertrauen bei den Wählern zu gewinnen.