Waffenruhe in Gaza: Deal auf dem Prüfstand – Analyse

In Gaza sollen die Waffen ruhen – Hält der Deal?

Tel Aviv/Gaza: Die von den Vermittlerstaaten verkündete Einigung zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas auf eine Waffenruhe im Gazastreifen weckt Hoffnung auf ein Ende des seit 15 Monaten andauernden Krieges. Israels Staatspräsident Izchak Herzog rief das Sicherheitskabinett und die Regierung seines Landes auf, die Vereinbarung mit der Hamas zu billigen. Das Büro des Regierungschefs teilte am Abend mit, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu werde erst nach Abschluss letzter Detailfragen eine Erklärung abgeben. Es wird erwartet, dass das Kabinett heute über das Abkommen abstimmt.

Feuerpause soll am Sonntag in Kraft treten

Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani hatte gestern verkündet, die Waffenruhe solle am Sonntag um 11.15 Uhr MEZ in Kraft treten und zunächst für 42 Tage gelten. Laut israelischen Medien sollen noch am selben Tag die ersten Geiseln nach Israel zurückkehren. Während der Waffenruhe sollen 33 der insgesamt 98 Entführten im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freikommen – wobei ungewiss ist, wie viele Geiseln überhaupt noch am Leben sind. Krankenhäuser in Israel haben sich auf die Aufnahme zutiefst traumatisierter und teilweise auch kranker und verletzter Menschen vorbereitet.

Netanjahu dankt Biden und Trump

Der scheidende US-Präsident Joe Biden gratulierte Netanjahu nach Angaben des Weißen Hauses derweil zum Waffenruhe-Deal, der in drei Phasen unterteilt ist. Beide Politiker hätten über die unvorstellbaren Bedingungen gesprochen, die die Geiseln – darunter auch Amerikaner – in Gefangenschaft ertragen mussten und über das schreckliche Leid ihrer Familien. Biden hielt stets zu Israel, übte aber auch zunehmend Kritik an der Kriegsführung. Sein designierter Nachfolger Donald Trump hingegen ist als enger Verbündeter Netanjahus bekannt.

UN-Nothelfer sehen Hoffnung für Millionen in Gaza

Die vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas biete “dringend benötigte Hoffnung für Millionen Menschen, deren Leben durch diesen Konflikt zerstört wurden”, sagte UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher. Der wichtige Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und Gaza soll bereits heute Morgen wieder eröffnet werden. Entsprechende Anweisungen seien eingegangen, bestätigte ein Sicherheitsbeamter der Deutschen Presse-Agentur. Rund 600 Lastwagen mit Hilfslieferungen wurden demnach für die Einfuhr vorbereitet.

Jimmy Miller, Cousin der deutsch-israelischen Geisel Schiri Bibas, hat persönlich erlebt, wie die Ungewissheit über das Schicksal der Geiseln das Leben der Familien auf beiden Seiten geprägt hat. Er betonte, dass die Hoffnung auf eine Waffenruhe zwar groß sei, aber die Angst vor einem erneuten Ausbruch der Gewalt immer präsent bleibe. Die Emotionen schwanken zwischen Erleichterung und Sorge, während die Welt gespannt darauf wartet, ob dieser Deal tatsächlich Frieden und Sicherheit bringen kann.