Melba Tolliver: Hühnerstall-Philosophie und politische Leidenschaft
In der kleinen Stadt Bangor im Osten von Pennsylvania, USA, führt eine alte Straße an Laubbäumen und Holzhäusern entlang bis zum Ufer des Delaware River. Dort prangt in weißen Buchstaben auf einem Holzschuppen die Frage “WHY?”. Davor thront ein Haus auf Stelzen, bereit für die Flut. Dieses Anwesen gehört der Journalistin und Aktivistin Melba Tolliver. Nach der Wahl von Präsident Donald Trump gründete sie das “Why-Network”, ein Netzwerk für politisch interessierte Menschen, die ihre Gedanken und Sorgen teilen möchten. Tolliver war 1967 die erste afroamerikanische Moderatorin einer Nachrichtensendung im US-Fernsehen und hat kürzlich ihre Memoiren veröffentlicht. Ihr Haus fungiert als Archiv und Treffpunkt, und hier haben wir uns an einem Sonntag im April zu einem Gespräch verabredet.
Der Tag nach der Wahl
Melba Tolliver: Den Tag der Wahl von Donald Trump zum zweiten Mal als Präsidenten der USA am 5. November erinnere ich mich vermutlich daran, wie ich meinen Kopf unter einem Kissen versteckt habe. Ich war schockiert und überrascht.
Überraschungen und Enttäuschungen
Tolliver: Die Überraschung lag darin, dass so viele Menschen Trump gewählt haben, obwohl sie bereits Erfahrungen mit ihm gemacht hatten. Mein Nachbar, mit dem ich gut befreundet war, ist ein Beispiel. Leider sind wir nicht mehr befreundet, da er positiv über Trump sprach. Ich konnte nicht verstehen, wie er das tun konnte und wir haben uns darüber gestritten.
Eine persönliche Reise durch Rassismus und politische Aktivität
Melba Tolliver wurde 1939 in Rome, Georgia, geboren und wurde 1967 die erste afroamerikanische Moderatorin einer Nachrichtensendung bei ABC in New York City. Sie weigerte sich 1971, für einen Bericht über die Hochzeit von Nixons Tochter ihre Afro-Frisur zu glätten oder zu verdecken. Diese Entscheidung brachte ihr viel Aufmerksamkeit, sowohl positiv als auch negativ. Tolliver lebt im Northampton County, einem umkämpften Bezirk der USA. Sie berichtet von Spannungen in der Nachbarschaft und persönlichen Entfremdungen aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten.
Die Kraft der Neugierde und politischen Aktivismus
Tolliver betont die Bedeutung von politischem Engagement und Dialog in Zeiten wie diesen. Sie hat das “Why-Network” ins Leben gerufen und organisiert politische Aktionen, Workshops und öffentliche Lesungen. Trotz der Herausforderungen und Spannungen in ihrem Umfeld bleibt sie aktiv und engagiert. Für Tolliver ist es wichtig, dass Menschen zusammenkommen, um ihre Gedanken und Sorgen auszutauschen. Sie ruft dazu auf, etwas zu tun und sich nicht von politischer Passivität einschüchtern zu lassen.
Fazit: Eine Lebensgeschichte voller Mut und Entschlossenheit
Melba Tolliver hat in ihrem Leben viele Barrieren überwunden und sich als Journalistin und Aktivistin einen Namen gemacht. Durch ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus und politischer Polarisierung ist sie zu einer Stimme für Veränderung und Dialog geworden. Ihr Engagement für Bürgerrechte und politische Partizipation zeigt, dass auch in schwierigen Zeiten die Kraft der Neugierde und des Handelns den Weg zu positiven Veränderungen ebnen kann.