Als frischgebackene Journalistin habe ich die Ehre, über die Erinnerungen von Andreas Kügler an den 13. Mai 2015 zu berichten. An diesem denkwürdigen Tag, einen Tag vor Christi Himmelfahrt, wurde ein Sturm vorhergesagt, der die Stimmung am Abend im Freien ganz besonders machte. „Ich erinnere mich, dass ich damals zu einer Frau sagte: Da kommt etwas auf uns zu.“ Kaum hatten die beiden ein paar Dinge in der Garage verstaut, als plötzlich die Terrassentür zuschlug. „Und dann flog mein Fahrrad zur Seite. Zwei Minuten später heulte die Sirene auf.“ Es war 22.23 Uhr.

Der Bürgermeister von Langweid, Jürgen Gilg, feierte zu dieser Zeit seinen 40. Geburtstag mit Familie und Freunden. Doch als die Sirene ertönte, machte er sich sofort auf den Weg. Das Ausmaß der Zerstörung war katastrophal: Ganze Hausfassaden wurden zerstört, und 19 Menschen wurden obdachlos. Andreas Kügler wollte eigentlich mit dem Fahrrad zur Feuerwache fahren, aber es flogen Gegenstände kreuz und quer über die Straße. Ein Kamerad nahm ihn schließlich im Auto mit. Dort herrschte anfangs noch eine gewisse Gelassenheit, da Stürme nicht ungewöhnlich waren. „Die erste Meldung war, dass ein Baum auf die Donauwörther Straße gefallen war. Der Bus kam nicht durch. Aber dann hörten wir, dass von einem Haus eine ganze Ecke fehlte. Als ich das sah, ließ ich sofort zusätzliche Kräfte alarmieren. Dann berichtete die Polizei von einem Haus am Breitenbach, wo die gesamte Außenfassade fehlte.“ Weder er noch seine Kollegen hatten bis Samstag viel Schlaf bekommen. Ihr Hauptaugenmerk lag darauf, die Bewohner zu schützen. Doch am Samstagabend schwanden die Kräfte aller Helfer merklich. „Eine ganze Woche lang war ich ausschließlich mit der Feuerwehr im Einsatz.“

Kügler erinnert sich an die einsturzgefährdeten Gebäude, aus denen die Einsatzkräfte Unterlagen und Medikamente bergen mussten, an erste Plünderungen in der zweiten Nacht, die die Polizei glücklicherweise schnell unter Kontrolle brachte, und an die immense Unterstützung, die die Feuerwehrfamilie erhielt. „Das gesamte Dorf backte damals Kuchen für uns. Burger und Pizzas wurden in die Einsatzzentrale gebracht.“ Die Unterstützung für die Betroffenen lief ebenfalls schnell an. Finanzielle Soforthilfen wurden über das Landratsamt ausgezahlt. Sofortgelder, Soforthilfen und Notstandsbeihilfen standen zur Verfügung. Die Welle der Hilfsbereitschaft, die nach dem Unglück einsetzte, ist für Bürgermeister Jürgen Gilg noch immer überwältigend. „Das Zusammenwirken der Rettungskräfte war phänomenal.“ Die Polizei, die Feuerwehren aus Stettenhofen, Langweid, Gersthofen, Gablingen, Batzenhofen und Hirblingen sowie die Werksfeuerwehren des Industrieparks Gersthofen, Premium Aerotec und die Helfer des Technischen Hilfswerks waren vor Ort, um Gefahren durch umgestürzte Bäume, Äste und Bauteile zu beseitigen. Die Bilanz des Tornados in Stettenhofen im Jahr 2015 war verheerend: 34 Häuser wurden teilweise stark beschädigt, 19 Menschen wurden obdachlos und mussten sofort untergebracht werden. Es grenzte an ein Wunder, dass keine Opfer zu beklagen waren. Dass es sich um einen Tornado handelte, erfuhren die Helfer erst später. „Bis dahin hatte ich nicht gedacht, dass so etwas in Bayern passieren könnte“, erzählt Kügler. Ein Bild hat er noch klar vor Augen: Ein Dachziegel, der durch ein Fenster geschleudert wurde, blieb im Kopfteil eines Sessels stecken. „Kurz zuvor saß da noch jemand. Das war wirklich knapp.“ In dem Moment, als er schnell entscheiden musste, wo die Drehleiter zuerst eingesetzt werden sollte, dachte er kurz: „So toll ist der Job als Feuerwehrkommandant gar nicht.“ Dankbar ist Kügler bis heute dafür, wie gut alle zusammengearbeitet haben. „Wir haben das im Kollektiv geschafft, das macht schon stolz. Und es hat uns zusammengeschweißt.“